Immer wieder lese ich hier im Forum irgendwo versteckt das Thema Motorradanhänger, oder Anhänger für Motorradtransport....
Da ja der Motorrad Transport doch ein relativ spezifisches Thema ist, dachte ich mir, hier einige Ideen und Anregungen die bei einer Anschaffung eines Transportmittels für Motorräder relevant sind, mal in einem Fred zusammen zu tragen.
Grundsätzlich steht erst mal die Entscheidung an, geht es für den Käufer ausschließlich um den Motorradtransport, oder bestehen Anforderungen an eine universelle Verwendung wie z.B. Grünzeug zur Deponie, Schüttgut, Baumarkteinkäufe, Holztransport etc. mit erfüllt werden.
Ich möchte eine Sache vorweg ansprechen; auf Grund des hohen Transportwertes (nicht selten kostet ein Motorrad das 5 bis 10-fache des Hängerpreises) empfehle ich ausschließlich einen gebremsten Anhänger. Neben der Sicherheit eines eigenen Bremssystems werden eigentlich alle gebremsten Hänger mit einer 100 km/h Zulassung angeboten (ggf. gegen Aufpreis) und die 20 km/h mehr, die man auf Deutschlands Autobahnen und Schnellstraßen fahren darf, machen bei langen Strecken schon einen Unterschied. Man hängt einfach nicht mitten unter den LKW's und kann im Rahmen der zugelassenen Geschwindigkeit langsamere Fahrzeuge überholen. Gebremste Motorrad Transport Anhänger werden in den Klassen 850kg, 1000kg, 1300kg, 1500kg, 2000kg und 2500kg (für 4 und mehr Motorräder) von diversen Herstellern angeboten.
Zunächst mal zum reinen Motorrad Transport. Die Motorradtransportanhänger sind alle mehr oder weniger gut durchdacht, je nach Ausführung jedoch relativ spezifisch mit niedriger Ladehöhe und, mit steigendem Preis inkl. - ich nenne es mal Komfort Features - wie z.B. ausladende Zurrösen für besseres Abspannen oder einer, unter dem Hänger verstauten und abschließbaren Auffahrschiene ausgestattet (wird nicht so leicht geklaut) und Ersatzrad (welches gerne vergessen wird). Auch eine Deichselbox, wo man die Spanngurte und andere Utensilien bei Nicht-Gebrauch verstauen kann ist sehr empfehlenswert.
Will man nur 1 Motorrad transportieren, ist darauf zu achten, daß es mittig auf dem Hänger steht. Bei kleineren Anhängern mit 2 Standschienen ab Werk, sollte man entweder eine Schiene mittig verschieben oder eine 3. Schiene dazu kaufen (kosten etwa 60-70 Euro). Viele verzichten auf die Standschienen, ich halte sie für sinnvoll, weil sie einfach das Motorrad gegen ein seitliches Verrutschen sichern und in einer geraden Linie halten.
Empfehlenswert ist eine sog. Radhalte Wippe in der das Vorderrad gehalten wird; Motorrad in die Wippe reinfahren/schieben und steht in der Wippe von alleine. Dann kann man sich leicht ans Verzurren machen, ohne die Verwendung eine Seitenständers. Solche Wippen gibt es in unterschiedlichen Ausführungen von verschiedenen Anbietern, meistens in 2 Größen für 15-19" Räder bis 130er Breite (Kostenpunkt etwa 80-100 Euro) und einer 2ten verstellbaren Variante für 13-21" Räder bis 200er Breite (z.B. für Roller) für etwa 130-150 Euro.
Motorräder sollten immer gerade in Fahrtrichtung transportiert werden. Verlädt man das Motorrad mit dem Heck nach vorne, besteht durchaus die berechtigte Gefahr, daß durch den Fahrtwind die Frontscheibe oder auch Verkleidungsteile beschädigt werden; das Design dieser Teile sieht keine Umkehrbelastung vor. Also lieber die teuere Frontscheibe abbauen, wenn man wirklich aus Platzgründen mal ein Motorrad verkehrt herum auf dem Hänger plazieren muß.
Ich meine hier im Forum auch mal in einem Beitrag gelesen zu haben, daß jemand das Motorrad auf den Hauptständer (oder auch Seitenständer) gestellt hat und dann verzurrt hat. Auch davon ist dringend abzuraten. Schläge von der Fahrbahn werden so ungedämpft an das Motorrad weitergeleitet und das kann zur Beschädigung oder noch schlimmer, zum Bruch des Rahmens führen.
Da sind zunächst einmal diese ganz einfachen Dinger, ich sag mal ein offenes Gestell auf eine Achse geschraubt. Diese Ausführung gibt es mit 1-3 Standschienen in der gebremsten 850kg Klasse und in der ungebremsten 750kg Klasse. Die gängigen Maße sind etwa 2m Länge und zwischen 1,10 - 1,25 Breite.
Von diesen Hängern ist eigentlich abzuraten, da jeglicher Komfort fehlt. Man haut sich beim Verzurren ständig die Schienbeine an dem offenen Gestell an, gar noch nicht davon zu reden, daß man zwischen den Querstreben ganz leicht hängen bleiben kann und dann im schlimmsten Fall samt dem Motorrad auf das Zugfahrzeug fällt. Richtpreis für diese Hänger Kategorie etwa 1000 Euro.
Daraus resultierend, empfiehlt sich also ein Hänger mit geschlossener Bodenplatte. Solche Hänger werden in allen Gewichtsklassen angeboten, natürlich etwas teuerer als die einfachen Dinger.
Es ist darauf zu achten, daß eine ausreichende Anzahl von Verzurrösen (versenkt, Ring, Bügel) zur Verfügung stehen. Pro Motorrad werden 4 Zurrösen benötigt: 2 rechts und links vorne, 2 hinten. Je weiter diese Verzurrpunkte voneinander angebracht sind, desto besser und einfacher geht das Verzurren und das Motorrad steht stabiler. Bei einem reinen Motorradanhänger bevorzuge ich versenkte Zurrösen, dann fliegt man nicht dauernd drüber.
Für den Transport von 2 - ich sage mal - normalen Motorrädern reichen 1,50 m Breite und 2,5m (besser wären 3m) aus. Gerade in der 1,50er Breite gibt es zahlreiche Anbieter, ein Blick auf die Qualität und Ausstattung der verschiedenen Anbieter lohnt sich. Bekannte Anbieter sind hier Stema, Pongratz, Humbaur, WM Meyer, Koch, König, Unsinn und als mein Geheimfavorit Agados. Diese Größe ist mit etwa 2m Gesamtbreite gut in den Rückspiegeln zu sehen und paßt auch in eine Garage oder Carport.
In dieser Klasse sind meistens bereits 3 Standschienen montiert, so daß auch der Transport eines einzelnen Motorrades leicht und ohne ummontieren der Standschienen möglich ist.
Der Radstand der meisten Motorräder liegt unter 2m, so daß diese bequem in die Standschienen passen. Speziell in Italien ist darauf zu achten, daß nach hinten überstehende Motorräder entsprechend deutlich mit einer roten Fahne oder Gefahrentafel gekennzeichnet werden andrenfalls drohen empfindliche Geldstrafen. Für einen gut ausgestatten Hänger in der 1000/1300 kg Klasse muß man mindestens 1500 Euro hinlegen.
Will man nun dicke Maschinen oder 2 Boxer transportieren, spielt die Länge des Anhängers eine wichtigere Rolle, damit man ggf. gegeneinander versetzt verzurren kann. Gerade bei Boxern ist es auch wichtig einen Blick auf die Kotflügel des Anhängers zu werfen, es könnte gut sein, daß sie dem seitlich ausladenden Motorblock im Weg sind. Nachmessen vor dem Kauf lohnt sich also.
Ein breiterer Hänger, also 1,60m bis 1,90m wäre da schon eleganter, man hätte mehr Platz. Alles verfügbar, kostet halt nur entsprechend, weil dann die Bodenplatten kein Standardmaß mehr sind. Meistens findet man solche Anhänger in der 1300-1500kg Klasse bei den einschlägigen Anbietern.
Zu bedenken ist, daß bei der großen Ladefläche das Außenmass bei einem Tieflader schon bei etwa 2,30m liegt, bei Hochlader sind das ca. 2,10m. Das ist schon ganz schön breit, paßt nicht in jede Garage und evtl. problematisch bei schmalen, engen Strassen. Preise hier etwa 1500 Euro aufwärts.
Eine etwas luxuriöse Lösung sind die Absenkanhänger. Die Ladefläche wird mittels einer Hydraulik entweder per Hand oder Kompressor bis zum Boden abgesenkt und ermöglich so eine komfortables Auffahren und Verzurren. Verfügbar in der 1300er bis 2500kg Klasse gegen entsprechend grosses Geld. Anbieter sind Stema, Daltec, Unsinn, Ruku, Scheubeck, Van Vossen etc. Preislich geht es bei etwa 3000 Euro los.
Beim Motorrad Verladen braucht man einen festen und sicheren Stand. Deshalb sehe von diesen billigen Kippanhängern für den Motorrad Transport als ungeeignet ab.
Für den Transport von mehr als 4 Maschinen kenne ich als Anbieter von der Stange nur Groskorth (als Tieflader) oder Stema (Hochlader Platform). Alles andere mir bekannte sind entweder Eigenbauten oder Sonderanfertigungen. Preise zwischen 2500-3500 Euro für die Stangen Lösung.
Die Generation Langgabel und Harley Besitzer bevorzugen die aerodynamisch günstig gestalteten Koffer Anhänger von Humbaur, Taurus, Falcon und Excalibur. Kosten je nach Ausführung und Größe 6000-10000 Euro.
Kommen wir zu der eierlegenden Wollmilchsau - d.h. einem x-beliebigen Kastenanhänger, der neben den Mopeds auch die anderen Dinge des täglichen Lebens transportieren kann.
Im Grunde genommen, ist eigentlich jeder Kastenanhänger, egal ob Holz, Stahl oder Alu geeignet, vorausgesetzt er hat die entsprechenden Abmessungen. Bei der kleinen Standard Größe 1 x 2 Meter wird es also schon bei 1 Motorrad sehr eng.
Wie oben schon beschrieben, eine komfortable Vorderrad Wippe und Standschienen in benötigter Anzahl können nachgerüstet werden. Wichtig ist eine ausreichende Anzahl von Verzurrpunkten, diesen müssen dann in den meisten Fällen nachgerüstet werden. Fährt man mit diesem Hänger auch Schüttgut, sind versenkte Zurrösen nicht ideal, besser wären Ring-Ösen oder die Bügel, die am Rande versenkt sind.
Abnehmbare Bordwände machen das Verladen und vor allem das Verzurren einfacher, müssen aber nicht unbedingt sein.
Empfohlene Kasten Mindestgröße für 1 Motorrad 1,25m x 2,50m, bei 2 Motorrädern wie oben, mindestens 1,50m x 2,50m.
Große oder kleine Räder? Bei einem Tieflader (also Ladefläche zwischen den Rädern) empfiehlt sich auf jeden Fall mindestens 13 Zoll. Kostengünstig, vernünftige Eigenfederung und guter Fahrkomfort. Bei einem Hochlader, hauptsächlich ab der 1500er Klasse, findet man oft die 10 Zoll Räder. Dadurch baut der Hänger schmäler in der Breite (2 Meter Gesamtbreite) und man erreicht gleichzeitig eine niedrigere Ladehöhe. Die kleinen Räder sind weniger komfortabel, springen bei geringem Hängergewich auf Grund der fehlenden Eingenfederung, können im Sommer überhitzen (da sie viel schneller drehen) was zu Reifenschäden führen kann und sind dazu auch noch teuer.
So, ich glaube das war das wichtigste.
Ich hoffe die Informationen sind nützlich für eine Kaufentscheidung.
Gruss
Peter