Eigenbau Bootstrailer

  • Hallo zusammen,


    ich lese seit einiger Zeit in eurem Forum mit. Ich bin über die Qualtät der Beiträge begeistert. Es sind hier ja einige Erfahrene unterwegs, die den 'Newbies' hier gerne mit Rat zur Seite stehen.


    Ich habe mir nach längerer Überlegung letzte Woche ein Segenboot (ca. 700kg) in den Niederlanden gekauft. Es ist schon etwas in die Jahre gekommen, aber mit ein bisschen handwerklichem geschick und etwas Lack wird daraus bis zum Frühjahr ein echtes Schmuckstück.
    Bei dem Boot war auch ein sehr alter Boots-Trailer dabei. Ich schätze das Alter mal auf ca. 40 Jahre. Er ist total vergammelt, es gibt keinerlei Beleuchtung, er ist ungebremst ... kurzum .. er ist absoluter Schrott. Für den Transport nach Bayern haben wir die vorhandenen Räder abmontiert, die Deichsel weggeflext und den ganzen alten Trailer einfach kurzerhand auf einen größeren 2.5 to Hänger gestellt und entsprechend verzurrt.


    Jetzt muss nactürlich bis zum Frühjahr ein neuer Trailer her. Ein Neukau scheidet aus finanziellen Gründen aus. Gebrauchte Trailer sind auch eher selten und dann recht teuer. Somit fasste ich den Entschluss, einfach einen entsprechenden Trailer selbst nach meinen Bedürfnissen (Trailer soll sich auch noch für andere Bottstypen bis zur maximal transportierbaren Breite von 2,5m eignen) zu bauen.


    Zur Info hier mal die Eckdaten des Segelboots:
    Länge: 6200mm
    Breite: 2000mm
    Höhe: ca. 2900mm (abmontierter Mast, inklusive Kiel)
    Gewicht inklusive Ausrüstung:, ca. 700kg


    Ich habe mich bisher einigermaßen gut in die Materie Trailerbau eingelesen und hab auch schon ziemlich konkrete Vorstellungen, wie der Traierler aussehen soll. Grundlage meiner recherchen waren bisher verschiedenen Foren, Onlineshops und das Buch 'PKW-Anhänger: Kauf, Bau, Prüfung und Betrieb' vom TÜV Media Verlag (7. Auflage 2009).



    Eckdaten zum geplanten Boots-Trailer:


    - Zulassung als steuerfreier Anhänger zum Transport von Sportfahrzeugen
    - Auflaufgebremste Ausführung
    - zulässiges Gesamtgewicht max. 1200kg (resultierend aus Führerscheinvorgaben und Zugfahrzeugdaten; es bleiben also ca. 500kg für den Trailer selbst)
    - einachsiger Aufbau um verbesserte Rangiermöglichkeiten per Hand zu bekommen
    - Ausführung zweckbedingt mit einer V-Deichsel



    Nach bisheriger Recherche gehe ich davon aus, dass folgende Teile zwecks unkomplizierter TÜV-Abnahme zwingend Zukaufteile sein sollten:


    - gebremste Achse
    - Auflaufeinrichtung (Zugkugelkupplung für V-Deichsel mit Auflaufeinrichtung)
    - weiter Anbeuteile wie Beleuchtung etc. mit denen ich mich allerdings erst nach Festlegung des Grundkonzepts (Räder, Achse, Zugeinrichtung, Rahmen) beschäftigen will.



    Der Rahmen soll als geschweißte Stahlkonstruktion ausgeführt werden. Ich dachte zuerst an Rechteckrohre, stelle mir aber mittlerweile die Frage, ob aus Korrosionsgründen (Trailer wird zum Wasserlassen des Bootes über eine rampe eventuell in den See / das Meer gefahren) nicht vielelicht doch C-Profile besser geeignet wären.


    Mein Problem das ich im Moment habe ist, dass ich mir nicht sicher bin, ob bei einer Ausführung mit V-Deichsel die Zugrohre, welche ja Bestandteil des geschweißten Stahlrahmens sind, eine Bauartgenehmigung überhaupt benötigt wird. Ich plane die Längsseitigen Rahmenprofile nach vorne hin V-förmig zu verjüngen und an die Auflaufeinrichtung anzuflanschen. Die Profile wären dann am kompletten Rahmen Rechteckrohre oder aus korrusionsgründen eben C-Profile.


    Ist dies so möglich? Wenn ja, benötige ich irgendwelche besodneren Berechnungen, da ich ja keine bauartgenehmigten Zugrohre verbaut habe?


    Ich danke euch jetzt schon für eure Unterstützung!


    Gruß Daniel

  • Hallo Daniel,


    erstmal herzlich willkommen hier im Forum. Und herzlichen Glückwunsch zu deinem Neukauf. Ich wünsche dir viel Spaß beim restaurieren und beim Bau des Trailers.


    Zu deinen Fragen:


    Die Zugholme sind bei deinem Projekt nach meiner Meinung eindeutig fester Bestandteil der Rahmens. Eindeutiger geht es m. E. nicht. Daher brauchst du keine bauartgenehmigten Teile, wie sollte das auch gehen? Die Zugholme, welche man kaufen kann, werden angeschraubt.Eine solche Bauart, wie du es vorhast, ist, glaube ich, auch üblich für einen Bootstrailer. C-Profil ausreichend dimensionieren und gut ist. Ich würde für mich selber mal nachrechnen, wie die Belastung ist. Sollte recht einfach sein, da das Boot ja an vier Punkten aufgenommen wirid und man daher die Lasteinleitung auf den Profilen recht einfach bestimmen kann. Oderi ich würde bei andere Bootstrailern mal schauen, wie die Profile dort ausgeführt sind.


    Für den TÜV braucht es keine Berechnung, da gilt (oder galt bei mir) laut Aussage des TÜV's nur: "Muss stabil sein", kein Scherz! Sprich es einfach mit dem TÜV vorher ab, dann gibt es später keine Probleme.


    Und noch was: Bei dem hohen Aufbau würde ich die breiteste Achse nehmen, die geht! Einachser ist beim dem GG auch mehr wie in Ordnung.


    Gruß Werner

  • Nachtrag:


    Habe gerade gesehen, das mein Nachbar genau so einen Bootstrailer vor der Tür stehen hat. Könnte mal, wenn gewünscht, nachfragen / nachmessen, was Aufbau und Profile etc. angeht.


    Gruß Werner

  • Hallo Werner,


    vielen Dank für deine Antworten. Der Aufbau, die Abmessungen und die Profilgrößen eines bestehenden Trailers samt Angabe über zulässiges Gesamtgewicht wären für mich hilfreich.


    Die Tatsache, dass ich keine bauartgenehmigten Zugrohre verwenden muß, beruhigt mich schon mal.
    Ich werde in den nächsten Tagen mal versuchen potenzielle Achsen und Auflaufeinrichtungen auszusuchen. Ich bin schon mal gespannt ob meine Paarungen eurer Meinung nach Sinn machen.
    Des Weiteren werde ich das Boot und seinen Schwerpunkt vermessen und anfangen entsprechende Skizzen und Berechnungen über den Traileraufbau zu erstellen.


    Gruß Daniel

  • Hallo Daniel,


    habe vorhin beim Nachbarn mal geschaut und Bilder gemacht. Das Hauptrahmeprofil hat folgenden Querschnitt: 100 X 40 X 3 nn, das vordere Rohr hat 70 X 70 mm und vermutlich auch 3 mm Wandstärke. Mehr habe ich erstmal nicht vermessen. Sollte doch schon mal helfen. Ansonsten melden.


    Gruß Werner

  • Hallo zusammen,


    in den letzten Tagen hab ich für mich selber ein bisschen am statsichen Modell des Anhängers gerechnet. Im Prinzip ist die Struktur ja ziemlich simpel.
    Allerdings frage ich mich, ob es eine Vorschrift gibt, wie die Lasten anzusetzen sind. Also jetzt nicht wo am Rahmen, sondern vielmehr in welcher Form. Bisher habe ich sie als ständige Lasten angesetzt und einen entsprechend hohen Sicherheitsfaktor angesetzt. Aber hinsichtlich realer Dynamik (z.B. Aufschaukelungen durch Straßenunebenheiten) dachte ich mir, dass es vielleicht hier einen entsprechenden Rechenansatz gibt.


    Ich weiß, dass keine Rahmenberechnungen für den Tüv benötigt werden, aber mich interessiert das gerade brennend.
    Also wenn jemand was weiß ... ich bin für jede Info dankbar.


    @ Werner: Danke für die Infos. Ich denke vorerst sollte das reichen.


    Gruß Daniel

  • Hi,

    in der Technischen Anlage an die StVZO vom TÜV gibt es zum Teil ganz eindeutige Festigkeitswerte.
    schwellende Beanspruchung:

    • Biegung (S235) 188 N/mm^2 für Rz klein, sonst 153 N/mm^2
    • Zug-Druck (S235) 179 N/mm^2 für Rz klein, sonst 146 N/mm^2
    • Kehlnählte 90 N/mm^2
    • Stumpfnähte 100 N/mm^2
    • Vergleichsspannungen nach Gestaltänderungshypothesen
    • Knickung nach Euler / Tetmajer
    • zul. Schubspannungen = zul. Biegesp./ Kubikwurzel


    Bei anderen Werkstoffen liegen die Werte zwischen 0,43 und 0,8 x Re/Rm.

    Als Lastannahme für den Rahmen kann ein 100%-Stoß etwa mit dem Faktor 1,4 auf die statische Last angenommen werden.
    Für den Lastwechsel beim Bremsen kann die gesetzlich vorgeschriebene Mindestverzögerung angenommen werden. Der Schwerpunkt wird durch den Fahrzeugbauer definiert.

    Basierend auf diesen Werten und Annahmen wird die Dauerfestigkeit nachgewiesen.

    Gruß
    Gerhard

  • Hallo


    das meiste weißt ja bereits und hast Dir ja schon aus dem Forum zusammen gesucht, bzw von Werner und Gerhard bekommen


    Ich würde den Rahmen lieber etwas stabiler machen, also lieber ein 100 x 50 x 3 oder sogar ein 60er Rohr, besonders aus dem Grund da Du ja geschrieben hast das der Hänger auch universal für andere Boote passen soll


    falls Du vor hast die Hecktraverse fürs Licht verstell und abnehmbar zu machen, dann mach Dir seitlich ne Halterung hin, wo sie dann einhängen kannst ohne das das Kabel absteckbar sein muß, die Steckdosen fangen alle früher oder später das gammeln an, da die nie wasserdicht sind


    für die Beleuchtung empfehle ich Dir wasserdichte LED Lampen, die Kabel alle verlöten und Schrumpfschläuche drüber, oder die wasserdichten Quetschverbinder, dann kannst jederzeit ohne Probleme auch ins Wasser reinfahren


    zu den Achsen, von Alko gibts Achsen mit wasserdichten Radlagern, sind auf jeden Fall zu empfehlen, wenn Du auch vorhast mal in Salzwasser zu fahren, aber auch Süßwasser ist nicht gut für die Lager, außerdem haben die Alkoachsen nen Wasseranschluß, ähnlich wie Gardena, da kannst dann anschliessend die Trommeln spülen, wenn im Salzwasser warst


    Gruß Mani

  • Hallo zusammen,


    danke für die schnellen und kompetenten Antworten.
    Hat die von Gerhard erwähnete 'Technische Anlage zur STVO vom TÜV' einen konkreten Namen bzw. kann ich mir die im Netz herunterladen? Wie Manni schreibt, werde ich sehr wahrscheinlich das überdimensionierte Quadratrohr oder ein ähnliches Profil einsetzen, allerdings interessieren mich die TÜV Vorgaben trotzdem brennend. Danke schon mal im Voraus!


    Gruß Daniel

  • Hi,

    die Technische Anlage zur StVZO heißt konkret "Technische Anlage zur StVZO". :pfeif: :argwohn: :klugscheiss:.
    Diese TA ist nicht im Buchhandel erhältlich oder offiziell zu erhalten. Die TÜVs Deutschland haben da eine ganze Menge Hirn reingesteckt, um Fahrzeugteile einfach und schnell überprüfen zu können. Man hat versucht die Berechnungsvorschriften möglichst einfach zu gestalten. Zugriff haben TÜV-Prüfer. Aus naheliegenden Gründen werden die das aber nicht einfach so ins Netz hängen. Auf der anderen Seite muss man als Fahrzeugbauer Einblick bekommen, um vorschriftmäßig konstruieren zu können.

    Gruß
    Gerhard

  • Habe vergessen:

    Für die Dimensionierung des Rahmenprofils musst Du aber nicht in solchen Sachen rumwühlen. Das liest sich nicht gerade wie ein Roman. Mach einfach ein bischen Biegebelastung mit ausreichender Sicherheit und gut. Gültig sind die gemeinen Regeln der Festigkeitslehre. Wenn Du Dir nicht sicher bist bei den Dimensionen, frag hier doch einfach. Da werden Sie sicher geholfen.

    Nochmal Gruß
    Gerhard

  • Hallo zusammen,


    ich hab da nochmal eine grundsätzliche Frage:


    So wie ich das bisher gesehen habe, schreiben die Achshersteller keine Reifengrößen vor. Lediglich bei der Einpresstiefe gibt es Einschränkungen. Nach welchen Kriterien wähle ich denn nun die reifen aus? Eines ist natürlich die erforderliche Tragkraft. Aber wie sieht es denn mit dem Raddurchmesser aus? Kann ich Ihn frei auswählen, sodass der Trailer an meinem Zugfahrzeug möglichs 'im Wasser' ist? Oder gibt es hier irgendwelche Dinge die ich beachten muss?


    Gruss Daniel

  • Hallo


    die Reifengröße ist schon vorgeschrieben, zumindest der Minimum und Maximum Wert, weil sonst bekommst keine passende Bremsenzuordnungsberechnung mehr dafür, aber der Bereich ist sehr groß


    reicht von kleine 10 Zoll bis zu 15 manchmal auch 16 Zoll


    und wegen gerade stehen, da hilft es wenn einfach zwischen Achse und Rahmen bischen was unterlegst, das ist einfacher als irgendwelche riesen Reifen zu montieren, für die dann im Pannenfall nirgends Ersatz bekommst, also lieber was gängiges nehmen


    Gruß Mani

  • Hallo zusammen,


    wie ich eingangs beschriben habe, sollte sich der Trailer für für mehrere Boote in der transportablen Klasse (bis Breite 2500mm) eignen.
    Um eine optimale Stützlast bei den verschiendenen Booten zu erreichen spiele ich gerade mit dem Gedanken, mehrere Bohrungen für die Achsbefestigung im Rahmen vorzusehen (beispielsweise eine zentrale Position und dann je 250mm versetzt eine weiter vorne bzw. weiter hinten). So könnte man sich bei massiv verschobenen Bootsschwerpunkten eventuell die Arbeit sparen, die Bootsanschläge aufwendig nach dem neuen Schwerpunkt auszurichten.


    Die Frage ist nur, ob dies zulässig ist oder ob eine andere Achsposition zwingend mit einer erneuten TÜV-Abnahme verbunden ist. Danke für eure Antworten.


    Gruß, Daniel

  • Hi,

    gehen sollte das schon. Aber ist das nicht etwas umständlich? Achsposition verändern => neue Muttern, Bremsgestänge austauschen.
    Wie findest Du die Idee die Halter verschiebbar (+höhenverstellbar?) zu machen? So können verschiedene Boote mehr oder weniger weit vorne oder hinten aufgeladen werden. Außerdem können Halter in verschiedenen Höhen angebracht werden. Damit die Anhängerlänge angepasst werden kann, würde ich den Leuchtenträger verschiebbar machen. Außerdem kann er dann beim Slippen abgenommen werden und muss kein Bad nehmen. So könnte sicher auch mal ein Motorboot getrailert werden.

    Gruß
    Gerhard

  • Hallo


    die Achsen verstellbar machen wäre schon möglich, da dieses Maß ja eh nirgends eingetragen ist, wenn dann das Bremsgestänge recht kurz machst und dafür die Bremsseile zu den Rädern ziemlich lang wählst, müsstest nur jeweils die 8 Schrauben aufmachen um die Achsen zu versetzen, allerdings müsstest das gleiche auch mit den Kotflügeln machen


    Einfacher wäre es, die Achsen mit den Kotflügeln auf nen gemeinsamen Rahmen setzen und diesen dann im Gesamten verschieben


    Besser wäre aber die Halterungen fürs Boot verstellbar zu machen und die jeweils anzupassen, erstens mußt das eh machen, da nicht jedes Boot die gleiche Rumpfform hat und auch die Punkte an denen man es abstützen darf sind verschieden


    Gruß Mani