Schade... ich wollte eigentlich nicht, dass der Thread wegen meinem Beitrag so weit vom Thema abkommt, mich hat nur die pauschale Aussage von Jay, dass Fachbetrieb und Fülldraht nicht zusammenpassen gestört, denn das spricht den Firmen für die- und mit denen ich arbeite die Fachkompetenz ab und ist halt schlicht und ergreifend falsch.
Nachdem Tomfred das Thema nun aber auch nochmal aufgegriffen, mich als Depp dargestellt, meinen Beitrag offensichtlich überhaupt nicht verstanden und nochmal den gleichen Nonsense den Jay schon von sich gegeben hat wiederholt hat, versuche ich es nochmal zu erklären. Einfach nur um es richtig zu stellen und um zur allgemeinen Wissensbildung beizutragen. Vielleicht interessiert es ja neben Jay und Tomfred auch noch den ein oder anderen und es freuen sich doch zum Schluss alle, wenn man sein Wissen erweitert und was neues gelernt hat, was man vorher so offensichtlich noch nicht auf dem Schirm hatte....
Was Tomfred und Jay vermutlich unter Fülldrähten verstehen und kennen, sind wohl diese, die gerne zusammen mit den billigst Discounter und Baumarktschweißgeräten verkauft werden und "MIG/MAG Schweißen ohne Gas" ermöglichen. Funktioniert wohl leidlich, wenn man seinen Schweller vor der HU zamflicken will usw.... und ja, hat den Vorteil, dass man kein Gas braucht und damit auch bei Wind im Freien schweißen kann. Das Metallpulver welches in dem Draht eingerollt ist verbrennt im Lichtbogen und bildet dadurch, wie beim E-Hand schweißen mit Elektroden die "Schutzgasglocke" die man beim MIG/MAG Schweißen durch das Schutzgas hat.
Was Leute, die von Schweißtechnik mehr Verständnis haben als Jay und Tomfred unter Fülldrähten verstehen sind:
Gasgeschützte Fülldrahtelektroden für MIG/MAG Schweißprozesse (bzw. "Schutzgasbruzzler") wie z.B. Fluxofil von Oerlikon ( https://www.iso-oerlikon.ch/zu…toffe/fulldrahtelektroden ) oder die Fülldrähte von BÖHLER ( https://www.voestalpine.com/we…geschuetzte-fuelldraehte/ )
Ihr könnt gerne einmal auf die Links klicken und einfach nur überfliegen, wie breit die Palette an Fülldrähten ist, die angeboten werden und was es hierfür für Anwendungsbereiche gibt.
Diese Fülldrähte sind, wie der Name schon sagt, gefüllt... Idr. mit einem Metallpulver, dass der Drahtelektrode beim schweißen verschiedene positive Eigenschaften verleiht, die jetzt ein normaler Stahldraht wie z.B. ein G3Si1 / G4Si1 nicht hätte. Das kann eine erhöhte Abschmelzleistung sein (Schnelleres schweißen, Auftragsschweißungen, mehr Produktivität ggf. wird weniger Wärme ins Bauteil eingebracht), tieferer Einbrand (Große Bauteilstärken, Schweißnähte an Druckbehältern etc.) oder eben dem schweißen von schwierig schweißbaren Stählen, Vergütungsstählen, Feinkornbaustählen, "Hardox" etc. oder die Kombination ("Schwarz-Weiß Verbindung") von Chrom-Nickel Stählen mit den vorgenannten.
Es gibt viele Anwendungsfälle die man mehrheitlich mit normalen Massivdrahtelektroden schweißen kann.... aber mit Fülldrähten kann man den Schweißprozess halt oft in der einen oder anderen Richtung positiv beeinflussen. Manche Schweißprozesse werden sogar erst durch einen Fülldraht überhaupt ermöglicht.
Der gewöhnliche Stahlbaubetrieb um die Ecke, der dir deinen Carport, des Balkongeländer oder ne Stahltreppe baut, der wird vermutlich eher selten auf Fülldrähte zurückgreifen... auch im "einfachen" Fahrezeugbau, Landwirtschaftliche Anhänger, Kipperrahmen und Bordwände... die Anhänger um die es uns hier im Forum geht, Fahrzeugtechnik.... auch da wird es vermutlich eher weniger Fülldrähte als konventionelle Drahtelektroden geben, dennoch gibt es auch hier immer wieder Fälle wo Fülldrähte eingesetzt werden... wenn man aber in die Fertigung und Instandhaltung im Bereich Baumaschinen, Anbaugeräte, Spezialtiefbaumaschinen, Kraftwerks-, Behälter- und Pipelinebau geht... da werden Fülldrähte dauernd eingesetzt... und zwar vom 1-Mann Spezialreperaturschweissbetrieb, zum mittelständischen Maschinenbauer bis hin zur großen Industriellen Fertigung.
Außerdem gibt es dann noch selbstschützende Fülldrahtelektroden z.B. https://www.voestalpine.com/we…tschuetzende-fuelldraehte
Diese Drahtelektroden sind eben für Reperatur- und Instandhaltungsarbeiten im freien Feld das Mittel der Wahl und funktionieren hervorragend... Hier ist das Prinzip tatsächlich das gleiche wie bei den eingehends genannten Baumarkt- und Discounter Fülldrahtgeräten und hier sind wir viel näher an dem was Jay und Tomfred wohl unter Fülldrähten verstehen... aber diese Fülldrähte sind so gut, dass auch ohne weiteres Höchstdruckleitungen damit röntgensicher geschweißt werden können....
Jetzt kann sich jeder seine Meinung bilden ob Fachbetrieb und Fülldraht zusammenpassen...
Und um den Bogen nochmal zum Threadersteller und seinen Stoßdämpferhaltern zurückzuspannen.... Ich hätte die Halter jetzt tatsächlich auch völlig schmerzfrei mit einem normalen 08/15 MIG/MAG Schweißdraht oder der typischen Wald- und Wiesenstahl Elektroden angeschweißt und hätte auch nicht die geringste Sorge dass die ned halten.... aber ich halte es auch nicht für unberechtigt, dass es eine Firma genauer als vielleicht nötig nimmt und dann zum schweißen eine Fülldrahtelektrode ins Spiel bringt... Man muss ihr ja den Auftrag nicht erteilen.
Viele Grüße und einen schönen Abend vom Schlorg, der jetzt entweder was verwechselt oder einfach keine Ahnung hat.... Dafür aber im letzten Jahr knappe 100 Kilogramm Fülldrahtelektroden verschweißt hat!