Hi
Zitat
... Vielmehr beschäftigt mich die Frage des Fahrwerks, da ja heute (ausschließlich) Gummifedern den Markt dominieren. Irgendwie wäre mir das ganze nicht wahnsinnig geheuer, wenn ich überlege dass der Aufbau bei jedem Schlagloch durchgeschüttelt wird, als wär er in der Waschmaschine. ...
Das ist ein schwieriges Thema, das mich latent andauernd beschäftigt. Wie der Mani schon geschrieben hat, es gibt diese Achsen natürlich. In der Konsequenz stehen dann allen möglichen Federungsarten keine großen Hindernisse im Weg. Somit sind denkbar Luft, Gummi oder Stahl (Schrauben-, Drehstab- oder Blattfeder). Erstellt man eine Bewertungsmatrix mit den Eigenschaften der verschiedenen Konzepte ergeben sich folgende Kriterien:
- Gewicht (Masse)
- Platzbedarf
- Einfachheit (Integration der Baugruppe Federung), Konstruktionsaufwand, Fertigungsaufwand
- Robustheit
- Ansprechverhalten der Federung
- Dämpfung
- Spurtreue
- Offroadeigenschaften (Bodenfreiheit, Folgen von Aufsetzen usw.)
- Reparaturmöglichkeiten im "outback", Verfügbarkeit von Ersatzteilen (im Ausland)
- Möglichkeiten für den Konstrukteur die Eigenschaften der Baugruppe zu beeinflussen
- Kosten
Vorab würde ich die Variante "Luft" gerne ausschließen. Obwohl sie die besten Federungseingenschaften aufweist und eine evtl. Höheneinstellung einfach zu realisieren wäre. Es ist jedoch die komplexeste Lösung.
Stellt man die Gummi- und Blattfederung auf den Prüfstand, ergibt sich im Vergleich folgendes:
- Gewicht (Masse): hier gewinnt ganz klar die Gummifederung ohne wenn und aber.
- Platzbedarf: hier gewinnt ebenfalls ganz klar die Gummifederung ohne wenn und aber.
- Einfachheit (Integration der Baugruppe Federung), Konstruktionsaufwand, Fertigungsaufwand:
[INDENT]Um bessere Eigenschaften zu erhalten, müssen sehr viele Lagen verwendet werden. Zudem sollte(n) die untere(n) Lage(n) parabolisch geformt sein, um eine Progressivität zu erhalten, sonst macht die Blattfederung keinen Sinn. Die Lagen müssten relativ lang sein. Deswegen geht der Punkt an die Gummis.
[/INDENT]
- Robustheit: Auch hier ist die Blattfederung nicht unbedingt im Vorteil. An der Gummifederung ist wesentlich weniger dran, was kaputt gehen kann.
- Ansprechverhalten der Federung: Dieser Punkt geht an die Blattfederung. Aber nur, wenn ein sehr hoher Aufwand berieben worden ist, sonst ist es umgekehrt. Und das ist auch der Witz an der Sache. Ist zu erwarten, dass viel Wellblech oder Schotter gefahren wird, dann wiegt diese Argument schwer. Aber nur dann.
- Spurtreue: Hier sind beide nicht perfekt, die Gummifederung jedoch besser. Bei einem kurzen und leichten Anhänger ist dieser Punkt jedoch nicht so entscheidend.
- Dämpfung: Hier ist die Blattfederung wieder nur mit sehr hohem Aufwand besser.
- Offroadeigenschaften (Bodenfreiheit, Folgen von Aufsetzen usw.): Der Punkt geht an die Gummis. Allerdings ist bei den normalen Gummifederungen der Federweg nicht so groß, also nichts für Highspeed-Rallyes.
- Reparaturmöglichkeiten im "outback", Verfügbarkeit von Ersatzteilen (im Ausland): Was soll an den Gummis kaputt gehen? Dies ist zwar ein Argument das Volker Lapp (Expeditionstrailer) aufführt, ich hab es aber noch nicht ganz verstanden. Die meisten europäischen Offroad-Anhänger haben eine Gummifederung. Bisher habe ich noch nichts Schlechtes gehört.
- Möglichkeiten für den Konstrukteur die Eigenschaften der Baugruppe zu beeinflussen: Dieser Punkt geht ganz klar an die Blätter.
- Kosten: Die Gummis gewinnen deutlich.
Es bleibt für mich unter dem Strich also übrig: Einen sehr hohen Aufwand mit höherem Gewicht zu betreiben, der teurer ist, um bessere Eigenschaften zu erhalten. Ich glaube, ich werde eine Münze werfen...
Gruß
Gerhard