Nabend zusammen
Nachdem ich an meinem Hänger jetzt gut anderthalb Jahre gebaut habe, möchte ich euch einen Baubericht nicht länger vorenthalten. Der Hänger ist baulich fertig, es fehlen "nur" noch Abnahme und Anmeldung.
Es fing alles damit an, dass ich mir in einem Jahr fünf Mal einen Anhänger leihen musste. Langsam ging mir das auf den Nerv, und da es sich abzeichnete, dass wir regelmäßig Brennholz machen werden wollte ich dem ein Ende bereiten. Da es um das Haus meines Vaters ging, und der partout keinen Anhänger (auch keinen gebrauchten) kaufen wollte, und da ich so ein "Selbermacher" bin, begann ich, ein wenig im Internet herumzulesen.
Nach einer Weile entdeckte ich ein Wohnwagenfahrgestellt mit den gewünschten Eckdaten in der Nähe, welches ich für den Schnäppchenpreis von etwa 40 EUR ersteigern konnte (sowas passiert halt, wenn man die Auktion morgends um 7:00 auslaufen lässt :-))
Um das Gestell abzuholen musste ich mir natürlich wieder einen Hänger leihen. Diesmal einen Autotransporter, wegen der Maße. Vor Ort stellte sich heraus, dass sich das Fahrgestell so am Stück gar nicht auf dem Transporter transportieren ließ, da die Spurweite zu groß war. Also alles auseinandergeschraubt und zerlegt transportiert.
Zu Haues angekommen durfte ich mir natürlich erstmal anhören, dass ich das nie hinbekomme, weil der TÜV Schweißnachweise will, ich kein ausgebildeter Schweißer bin und so weiter. Ich schloss daher mit meinem Vater die Wette ab, dass wenn ich den Anhänger am Ende über den TÜV bekomme, meldet er ihn auf seinen Namen an. Ich erinnere ihn regelmäßig an diese Wette, und inzwischen ist er auch eher kleinlaut geworden, da im der Hänger gar nicht schlecht gefällt.
Die Fahrwerksteile waren in einem echt schlechten Zustand. Rostig, die Reifen geplatzt, eigentlich bemitleidenswert. Es war klar, dass ich mich erst um die Konservierung der Teile kümmern musste.
Die Teile wurden von mir komplett gesandstrahlt (mit dem Hochdruckreiniger, sehr interessante Sache) und neu lackiert. Ich werde da dennoch ein Auge drauf haben, besonders die Deichsel hat schon einige ziemlich dünne Stellen bekommen. Verzinken kam erstmal finanziell nicht in Frage. Auf den Fotos sieht man teilweise den Unterschied vorher-nachher.
Die Felgen hatte ich zuerst ebenfalls selbst gesandstrahlt und lackiert. Da ich mit dem Ergebnis aber alles andere als zufrieden war, habe ich sie schließlich an einen Betrieb zum Pulverbeschichten geschickt. Die halten jetzt sicher weitere 30 Jahre.
Die Bremsen kamen mir etwas seltsam vor, und da ich sichergehen wollte dass die Trommeln nicht verzogen sind, habe ich auch deren Rundlauf überprüft. Man weiß bei solch alten Teilen ja nie.
Einige Originalersatzteile habe ich besorgen müssen, unter anderem den Druckknopf für die Handbremse. Das war, als ich die richtige Firma gefunden hatte, auch kein Problem. Dabei half ein Forum, was sich auf alte Wohnwagen spezialisiert hatte.
Leider war der Verkäufer mit Informationen nicht sehr hilfreich. Er hatte den Wohnwagen selbst ohne Papiere gekauft, ihn abgerissen und wollte selbst einen Hänger daraus bauen. Er hatte am Ende dann aber keine Zeit dafür und kaufte sich einen. Leider habe ich nie herausbekommen, was das für ein Wohnwagen war (und ich habe es wirklich versucht!).
Dann fing die Planungsphase an: Wie sollte der Aufbau aussehen, welche Materialien brauchte ich. Da musste ich auch einige Beziehungen spielen lassen, was z.B. die Profile für den Rahmen anging.
Wieder die Bedenken meines Vaters, dass sich das ganze beim Schweißen (ich hatte nur ein Elektroschweißgerät, keins mit Schutzgas zur Verfügung) verziehen würde. Auch dort konnte ich ihn am Ende beruhigen: Für die Möglichkeiten, die ich hatte, ist der Rahmen wirklich gut geworden.
Das ganze zog sich aus Zeit- und Finanzgründen immer weiter hin. Auch für die Siebdruckplatten musste ich erst eine günstige Quelle finden. Ein Freund half mir hier aus, so dass ich die gut die Hälfte billiger bekommen konnte. Bei zwei 1,5x3m 18mm Platten macht das einiges aus.
Das allermeiste der restlichen Teile kam dann vom Shop hier. Die Bordwandprofile und Lampen nicht, und die Reifen konnte ich bei eBay bekommen.
Alles in allem bin ich recht zufrieden mit dem Anhänger. Es war echt viel viel Arbeit (gut 50% ging für Recherche und Planung drauf), ich habe einiges gelernt und kann mit dem Ergebnis zufrieden sein.
Man muss bedenken, dass ich keinen handwerklichen Beruf gelernt habe, sondern Informatiker bin. Aber da ich mit Werkzeug und Heimwerk aufgewachsen bin, fühlte ich mich der ganzen Sache gewachsen.
Bedanken möchte ich mich herzlich bei all denen, die mich in diesem Projekt unterstützt und geholfen haben. Jeden einzeln aufzuzählen würde dieses Posting wirklich sprengen, es waren VIELE Leute.
Jeder, der dies liest, und der auch nur einen kleinen Teil dazu beigetragen (Beziehungen für Material, Dinge abholen, Beratung, Werkzeug ausleihen, Hilfe mit dem TÜV, sonstige moralische Unterstützung oder einfach nur "Halt hier mal gegen bitte") haben, dem sei auf diesem Wege gesagt: Danke!
Bevor es nun zu den Bildern geht, hier einmal die Eckdaten:
Leergewicht: 330kg
zul. Gesamtgewicht: 1300kg
zul. Stützlast: 100kg
ca. Maße über alles: 4800x2100x820mm (LxBxH)
ca. Maße Ladefläche: 3000x1500x350mm (LxBxH)
100 km/h Zulassung
Achse: Hahn B12 1200kg
Bremsen: Hahn BA 230/5 600kg (angeblich mit Rückfahrautomatik)
Auflaufbremse: Hahn ABR 13.3/K Ausf. E 1300kg
Deichsel: Hahn TAB 13 1300kg
Reifen: 185R14C
Alternativ hier auch noch einmal die Bilder als gepacktes Archiv, für alle die, die sich nicht erst anmelden wollen: Link