IMG_20190811_141748_autoscaled.jpgHallo Leute,
letztes Jahr habe ich gemeinsam mit meinem Freund unseren Böckmann Uno BJ 2001 restauriert. Ursprünglich war das gar nicht unser Plan, denn ich habe den Anhänger günstig über einen Bekannten bekommen, der nichts über den Zustand wusste. Damals haben wir noch gedacht der müsste nur etwas sauber gemacht werden und vielleicht die verzinkten Schrauben durch Edelstahlschrauben ersetzt werden...
Tja wir haben dann leider festgestellt, dass die linke Seitenwand unten durch ist. Daraufhin habe ich recherchiert wie man so eine Seitenwand tauscht und bin auf den Post von Stulle gestoßen der mich inspiriert hat und der uns wirklich sehr geholfen hat, vielen Dank an dieser Stelle! Die Eltern von meinem Freund haben ein großes Grundstück, eine Werkstatt und alle sind handwerklich begabt, auch wenn noch nie einer einen Anhänger restauriert hat, waren das doch recht optimale Bedingungen und dennoch war es wirklich sehr anstrengend, aufwändig und teilweise frustrierend.
Beim Tauschen der Schrauben wurde ich durch ein lautes "Uups" seitens meines Freundes darauf aufmerksam, dass die andere Seitenwand auch durch ist. Ich muss zugeben das hat mich zunächst ziemlich frustriert aber immerhin sehen dann beide neuen Seitenwände gleich aus, richtig? Das tauschen der Schrauben hat wirklich ewig gedauert, da die meisten Schrauben festgerostet waren und entweder durchgedreht oder abgebrochen sind. Es war daher eher ein Segen wenn das Holz so morsch war dass man sie samt Holz rausziehen konnte. Ansonsten wurden sie rausgebohrt.
Da wir nun sowieso beide Seitenwände rausnehmen wollten und ich mir nach dem Zustand der Seitenwände auch etwas Sorgen um den Boden gemacht habe, der ja bekanntlich das größere Übel darstellt, haben wir uns doch dazu entschlossen den Boden auch zu Erneuern. Man muss dazu sagen, dass der Anhänger nicht sehr viel benutzt worden war und der Boden von unten einwandfrei aussah und mit einer eingeklebten und versiegelten Gummimatte versehen war. Also haben wir die Gummimatte rausgerissen und dabei festgestellt, dass irgendein Spezialist an etlichen Stellen durch die versiegelte Matte durchgetackert hatte -_- Die Bodenplatte war mit 16 Schrauben am Gestell befestigt und davon lies sich sage und schreibe eine rausdrehen, der rest war festgerostet
Da wir nicht alle Schrauben rausbohren wollten (und konnten, die erste hat einen Bohrer erledigt), haben wir die Platte rausgehebelt, das ging tatsächlich ganz gut. An wenigen Stellen war der Bode nicht mehr schön, was mich in der Entscheidung bestärkt hat ihn zu ersetzen.
Über einen befreundeten Tischler sind wir relativ günstig an die Siebdruckplatten gekommen. Auch hier musste ich erst einige Zeit recherchieren um die richtigen Dicken (18mm für die Wände, 21mm für den Boden, was auch den original Platten entsprach) und Tauglichkeit für den Außenbereich herauszufinden (Achtung, Siebdruckplatte ist nicht gleich Siebdruckplatte und hier sollte nicht an der Qualität gespart werden!). Da die Werkstatt glücklicherweise über Tisch und Handkreissägen verfügt, konnten wir die Platten recht komfortabel selbstzurechtschneiden. Da wir uns etwas Arbeit sparen wollten und außerdem die Bohrlöcher versiegeln wollten haben wir die alten Platten als Schablone auf die neuen gelegt und die Löcher dementsprechent gebohrt.
Nun sollte der Anhänger natürlich nicht braun aussehen und darum musste also noch geeigneter Lack her. Da wir die Innenseite weiß mit Fahrzeugfolie folieren wollten, mussten wir dafür die glatte Seite der Siebdruckplatte verwenden. Für die Lackierung kam also nur die rauhe Seite in Frage und da ich gelesen habe, dass man die Phenolharzschicht nicht lackieren kann, musste sie zunächst angeschliffen und dann neuversiegelt werden. Ich habe keine Ahnung ob das die professionelle Vorgehensweise ist, aber es erschien mir nach meiner Recherche am sinnvollsten. Also haben wir die rauhe Seite mit einem Bandschleifer geschliffem, was wieder ewig gedauert hat, u.A. da die Phenolharzschicht recht klebrig ist und das Schleifband dichtgesetzt hat. Die angeschliffenen Seitenwände haben wir entfettet und mit Epoxy-Primer grundiert. Da man das Raster immernoch stark sehen konnte haben wir mehrere Schichten Primer aufgetragen, aber es hat leider keinen großen Unterschied gemacht. Vermutlich hätten wir noch mehr schleifen müssen. Da wir die Tür sowie Front- und Heckklappe nicht tauschen wollten, wollte ich dass alles möglichst gleich aussieht. Ich habe mich bei dem Lack für die Farbe Ozeanblau (RAL5020) *-* entschieden. Ich habe eine Freundin die gelernte Lacklaborantin ist gefragt, welche Art von Lack man am besten verwendet und sie hat mir zu 2K PUR Lack geraten. Zusätzlich zu den Seitenwänden haben wir noch den Rahmen der Tür und die Front genauso getauscht. Die vorhandenen Wände waren (und sind ) noch in Ordnung und wurden angeschliffen, entfette und lackiert.
Das Fahrgestell war glücklicherweise in einem sehr guten Zustand. Wir haben es nur gereinigt und mit Unterbodenschutz und Zinkspray versiegelt. Das eine Rad lief heiß aber es lag glücklicherweise nur an Dreck in der Trommelbremse. Die Bremsen waren alle in Ordnung! Die Reifen haben wir erneuert, da sie leider schon durch ihr Alter porös waren. Die Plane hatte ein Loch im Fenster, welches wir bei einer Firma austauschen lassen haben. Die Verstrebungen haben wir mithilfe der Flex von Rost befreit und mit Zinkspray versiegelt. Eine mühselige Arbeit war es die Metallfassungen der Wände zu entfernen und zu entrosten, sowie der Alurahmen des Türrahmens, da dieser eingeklebt war.
Also war es endlich Zeit den Anhänger wieder zusammenzubauen. Zuerst kommt natürlich der Boden wieder rein und wird verschraubt. Dann haben wir nach und nach die Wände wieder eingebaut. Leider war unsere tolle Idee mit den Bohrlöchern nicht ganz so toll, da irgendwie nicht alle Löcher gepasst haben. Die Rahmenstücke der Frontplatte haben wir mit neuen Siebdruckplatten Teilen gefüllt und auch das hat leider am Ende nicht mir ganz gepasst und wir mussten sie noch etwas zurückschneiden. Ich habe dabei einmal mehr gelernt, dass man etwas noch so akkurat ausmessen kann und am Ende passt es auf magische Weise trotzdem nicht! xD
Für die Stangenaufhängung etc haben wir neue Ersatzteile bestellt und eingebaut. Die Stangen sind allerdings die originalen, da die wirklich teuer sind und in der Größe auch schwer zu bekommen sind. Außerdem funktionieren sie noch, auch wenn die hinter verbogen ist.
Da ich mit dem Boden keine Kompromisse eingehen wollte bin ich nach etwas Recherche auf Gummi-Estrich gestoßen und habe auch eine Firma gefunden die diesen verkauft (Paul Gröne). Der Gummi-Estrich den man (zumindest damals) bei Böckmann selbst kaufen konnte war unverschämt teuer! Wir wurden von der Firma kompetent beraten. Ich war mir zunächst nicht sicher ob wir die Bodenplatte, die wieder die rauhe Seite oben hatte vorher anschleifen müssen, aber Herr Gröne hat mir versichert dass das nicht notwendig wäre - Gott sei dank, denn nichts ist schlimmer als schleifen! Der Gummi-Estrich ließ sich super zusammenmischen und verteilen. Er sollte bei 50kg eine Dicke von c.a. 12mm erreichen. Am Ende gab es leider ein paar Wellen, aber ich bin für das erste Mal wirklich zufrieden und das Pferdi stört es nicht!
Dann fehlte nur noch das Gestänge und die Plane, auch das hat natürlich nicht mehr genauso gepasst aber wir haben es hinbekommen. An dieser Stelle brauchten wir allerdings 3 Leute. Dann mussten noch die neuen Räder und die Kotflügel wieder angebaut werden und so Kleinkram wie Reflektoren angeklebt werden.
Der Anhänger war bereit dem TÜV vorgeführt zu werden. Wir haben alles getestet und es hat funktioniert und dennoch am Tag vom TÜV hatte die Elektrik aufeinmal einen Wackelkontakt. Mit einem anderen Auto ging es komischerweise. Wir haben TÜV bekommen (yaay) aber mussten zu Hause feststellen, dass das Kabel einfach nicht mehr in Ordnung ist. Uggh - Kein Problem das macht den Braten jetzt auch nicht mehr fett. Also neuen Kabelbaum bestellt und in zugedessen auch direkt alle Lichter inkl. Innenbeleuchtung getauscht. Später haben wir noch einen kleinen Trittschutz hinten an den Seiten angebracht.
Wenn ihr bis hier gekommen seid: danke fürs Lesen, ich hoffe ich kann den ein oder anderen dazu inspirieren selbst so ein Projekt zu starten. Insgesamt muss ich sagen hat es Spaß gemacht und war auch mal frustrierend, ich habe SEHR viel gelernt aber es hat auch quasi jedes Wochenende in Anspruch genommen. Rein an Material hat es um die ~1600 Euro gekostet. Dafür hätte ich auch keinen neuen bekommen, also hat es seinen Zweck definitiv erfüllt!