Alte, schäbige Lampengläser aufpolieren

  • Hallo, ihr alle!


    Nachdem ich ja das linke Lampenglas meines kleinen Anhängers aufgemöbelt hatte und selber ganz erstaunt war, wie neu das Nachher aussah,



    030.jpg042.jpg


    habe ich natürlich sofort damit geprahlt und sehr nette Reaktionen bekommen. Mani hatte damals vorgeschlagen ich solle doch mal einen Extrathread dazu eröffnen und das Ganze mit Bildern erklären. Habe ich natürlich auch sofort versprochen, gekommen ist natürlich mal wieder: Nullkommanix :pfeif:. Ich hatte ja selber das rechte Glas (Im Bild links zu sehen) für tot erklärt und wollte das Ganze an einem geeigneteren Objekt vorführen. Hab' ich natürlich nicht gefunden. Dann habe ich mir letztens für rechts ein Ersatzglas gekauft, und das war so erbärmlich verarbeitet daß ich dem alten DDR-Glas noch mal eine Chance geben wollte. Wäre ja egal, wenn es nicht klappt und als Anschauungsobjekt für die Poliertechnik war es ganz toll geeignet. Deshalb jetzt genug der Vorrede, viel Spaß mit dem Lampenglas-aufpolier-Tutorial.


    Lars

    Schöne Grüße aus Calenberg!


    Lars


    Zugfahrzeuge: VW T5 (2012), VW 1302 LS Kabrio (1972), VW 181 (1969)

    bald in diesem Theater: Opel Frontera Sport (1992)
    Anhänger: AH3, Anhängerbau Wittenberge 0,5t (1969), Knaus Monsun (1964)

    im Bau: Eigenbau für den VW 181

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  • Viel Werkzeug und Arbeitsmittel braucht man nicht gerade:


    001-Das Werkzeug.jpg


    Da wären: Eine Klinge zum schaben, Naßschleifpapier (800, 1000, 1200), Schleifpolitur, Hartwachs, Polierschwamm und -tuch (hier: Mikrofaser). Der Schwamm ist ein Polierschwamm von Rot-Weiß, der funktioniert ganz gut ist aber natürlich kein Muß. Bei der Scheifpolitur würde ich allerdings schon zu Rot-Weiß oder 3M raten, von den mittel- und niedrigpreisigen Polituren war ich bisher nicht so überzeugt. Das Hartwachs nehme ich allerdings von Sonax weil ich noch so viel davon habe, und es völlig ausreicht. Muß nicht unbedingt 102% Carnaubawachs enthalten.


    Außerdem nehme ich zum wachsen immer Polierwatte (oder die bloßen Hände), da empfehle ich dringend diese:


    002-Tankwart Fritz.jpg


    Aber nur, weil ich den Namen und das Bild so gut finde :biggrins:.


    Nicht im Bild ist übrigens ein Eimer mit Wasser, den denkt euch noch dazu, dann kann es auch schon losgehen!

    Schöne Grüße aus Calenberg!


    Lars


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  • So, das hier ist der Kandidat: Ein Rückleuchtenglas, welches wahrscheinlich noch die Erstausstattung des Hängers repräsentiert. Verwittert, farbbeklekst, ungeliebt:


    003-Der Delinquent.jpg004-Lack.jpg


    Außerdem sind einige recht tiefe Schründe im Glas, keine Ahnung ob das Risse oder Kratzer sind oder vielleicht Verwitterung ist. Die werden natürlich nicht ganz verschwinden.


    005-Riß-oder-Kratzer.jpg


    Eins vorweg: Bei Logos, Schriftzügen und vor allem Zulassungssymbolen muß man schon aufpassen. Während das Fehlen eines Herstellerlogos maximal einen selber oder die notorischen Klugscheißer auf dem Oldtimertreffen stört, sieht das bei Wellen- oder E-Symbolen schon anders aus. Die will der TÜV sehen, ansonsten kann man schon mal durch die HU rauschen. Deshalb gaanz vorsichtig beim Schleifen.


    006-Schriftzug.jpg007-Welle.jpg


    Hier ist beim Nachstreichen reichlich Farbe auf das Glas gekleckst worden, wahrscheinlich ist die so dick, das es zu lange dauert sie abzuschleifen (würde aber gehen). Die werden wir schätzungsweise abschaben, mal sehen


    008-Dick-aufgetragen.jpg


    Beim Anschleifen sollte man immer so fein anfangen wie es geht. Nichts ist nerviger als unnütze Schleifriefen in stundenlanger Arbeit zu beseitigen. Ich fange immer zwei Stufen feiner an als ich es für angemessen halte. Hier dachte ich, daß man schon 400er braucht, um voranzukommen, deshalb habe ich mit 800er begonnen :). Schön das Papier naß machen und erst einmal das Dicke abschleifen. Hier ist echt schnell viel totes Plastik vom Glas gelaufen...


    009-Schleifen.jpg


    So, nachdem man einmal rum ist, kann man schauen ob die Farbreste noch weggeschliffen werden können, oder ob man sie besser abschabt. Ich habe mich bei den dicksten Klecksen für das Abschaben entschieden:


    010-Farbreste.jpg


    Wichtig ist es die Klinge gerade auf das Glas zu setzen und im stumpfen Winkel zu ziehen! Wer verkantet oder schiebt, hackt sich noch mehr Macken in das Objekt!


    011-Schaben.jpg012-Klingenhaltung.jpg


    So, das sieht doch schon ganz gut aus. Jetzt können wir mit dem ersten ernst gemeinten Schleifgang anfangen :).


    013-Abgeschabt.jpg


    Also losgeschliffen. Immer darauf achten die Oberfläche gleichmäßig und vollständig anzuschleifen. Bei den erhabenen Sachen wie schon gesagt etwas Vorsicht walten lassen. Zwischendurch abtrocknen hilft vergessene Stellen zu sehen. Wenn das dann fertig ist, sollte das ungefähr so wie auf den folgenden Bildern aussehen:


    014-Erster-Gang.jpg016-Kompromiss.jpg015-Durchgeschliffen.jpg


    Die Risse (oder was immer das auch ist) werden bleiben. Oben ist der Riß an einer unmöglichen Stelle, kommt man ganz schlecht ran. Unten habe ich einen Versuch gestartet den Riß auszuschaben und etwas beizuschleifen, war aber irgendwie auch vergebens (Bild 2 und 3):


    017-Tiefe-Narben.jpg018-Versuch1.jpg019-Versuch2.jpg


    Kann also direkt der zweite Schleifgang folgen, diesmal mit 1000er Körnung. Hier kann man auch mal ganz zärtlich die Schriftzüge ein wenig anschleifen. Wenn man durch ist, kann man an der noch nassen Lampe schon ganz gut erkennen, ob es gereicht hat mit den Schleifbemühungen. Hier sah es schon nicht schlecht aus.


    020-Zweiter-Gang.jpg022-Schriftzug2.jpg023-Kontrolle.jpg


    Deshalb war der dritte Duchgang 1200er) nur noch Routine, danach sieht alles schon schön glatt aus. Ich habe das Glas aber auch dreimal komplett mit 1200er geschlffen, war gerade so schön im Schwung :hae:.


    024-Dritter-Gang.jpg


    Nachdem das Lampenglas getrocknet ist, kann es deshalb auch schon mit der Politur losgehen.


    Bis gleich!

    Schöne Grüße aus Calenberg!


    Lars


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  • Also, dieses Kapitel ist recht kurz. Auftragen...


    025-Schleifpolitur1.jpg


    ... und polieren.


    026-Schleifpolitur2.jpg027-Schleifpolitur3.jpg


    Wobei man schon etwas aufdrücken muß. Das macht man solange, bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist. Oder bis einen die Lust verlässt.


    Dann kommt das Schönste: Hartwachs. Das Wachs braucht nur sanft einmassiert zu werden, dann trocknen lassen. Und abschließend mit einem Mikrofasertuch auspolieren. Fertig! Die meisten kleinen Unebenheiten sieht man hier nur aufgrund des Makros so überdeutlich. Im wirklichen Leben sieht das schon ganz schön glatt aus.


    028-Wachs1.jpg029-Wachs2.jpg030-Wachs3.jpg


    Nachdem ich alles noch mal kritisch beäugt habe muß ich sagen, das an den Seitenflächen glanztechnisch noch Luft nach oben ist:


    031-Optimierungsbedarf1.jpg032-Optimierungsbedarf2.jpg


    Ist auf den Fotos nicht so gut zu erkennen, aber die Front glänzt schon ganz erheblich doller. Da habe ich ja auch angefangen :biggrins:. Da kann man noch mehr rausholen, allerdings mache ich das Montag in der Firma. Da habe ich einen Druckluft-Polieraufsatz, so bescheuert das alles mit der Hand nachzubessern bin ich dann auch nicht...


    Fazit:


    Zeitansatz: 2 Stunden. Ob sich das lohnt, muß jeder für sich ausmachen. Wenn man unbedingt eine Zeitgenössische Leuchte haben will und keine Original-Gläser findet, oder die Repro-Gläser qualitativ erbärmlich sind (oder man ein Geizhals/Sparfuchs ist), lohnt sich das. Für eine Multipoint 1 würde ich den Aufwand natürlich auch nicht betreiben. Wer es selber ausprobieren will: Viel Erfolg! Alle anderen haben sich hoffentlich wenigstens gut über den armen Irren mit zuviel Tagesfreizeit amüsiert ;).


    Grüße,


    Lars

    Schöne Grüße aus Calenberg!


    Lars


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  • Vielen Dank für die Anleitung. Der Einsatz der Klinge zum Abziehen ist noch nicht beschrieben... :rolleyes:

    http://mein-pkw-anhaenger.de/a…?attachmentid=19963&stc=1[/IMG][Blockierte Grafik: http://mein-pkw-anhaenger.de/a…achmentid=19964&stc=1]


    Ist auf den Fotos nicht so gut zu erkennen, aber die Front glänzt schon ganz erheblich doller. Da habe ich ja auch angefangen :biggrins:.

    Ach, das fällt spätestens nach der ersten Fahrt bei Regenwetter nicht mehr auf.


    :goodjob::heildir:



    Edit: die Formatierung im Zitat habe ich nicht geändert. Liegt's am Software Update der Forumssoftware?

  • So, nachdem man einmal rum ist, kann man schauen ob die Farbreste noch weggeschliffen werden können, oder ob man sie besser abschabt. Ich habe mich bei den dicksten Klecksen für das Abschaben entschieden:


    Wichtig ist es die Klinge gerade auf das Glas zu setzen und im stumpfen Winkel zu ziehen! Wer verkantet oder schiebt, hackt sich noch mehr Macken in das Objekt!


    Hab' ich wohl! Ja, das mit den Bildern und so wurmt den kleinen Möchtegern-Grafiker in mir auch etwas. Aber da ich ja nicht die Arbeit mit dem Reparieren der Software habe, werde ich den Teufel tun, mich hier zu beschweren...:angel:


    Edit: Das ist mittlerweile repariert. Danke an das Team!

    Schöne Grüße aus Calenberg!


    Lars


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  • Uii, danke!

    Schöne Grüße aus Calenberg!


    Lars


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  • Sorry! Den Absatz habe ich beim Hin- und Herspringen zwischen Text und Bilder übersprungen :o :imsorry:.


    Tolle Anleitung!

  • .


    Dann habe ich mir letztens für rechts ein Ersatzglas gekauft, und das war so erbärmlich verarbeitet daß ich dem alten DDR-Glas noch mal eine Chance geben wollte.

    .


    Die Kappe aus dem ersten Link habe ich genau bei dem Händler gekauft. Sinkstellen im Guß. Kein nennenswerter Reflektor am Bremslicht. Und die Schraublöcher mußte ich erst mit einem Zylindersenker nachboren, damit ich sie überhaupt anschrauben konnte. Und als Alternative NOS für 145 Euro??? Ich druck' das Geld doch nicht selbst.

    Schöne Grüße aus Calenberg!


    Lars


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  • Dann sollte der Hersteller neue Formen machen oder mal reinigen. Vor etlichen Jahren habe ich auch mal einen Schwung Nachbauten gekauft. Diese passten perfekt 1:1. Ich hatte noch eine ganze Kiste voll Unterteile, da kamen die Nachbauten gerade richtig :).

  • ich weiß nicht wie es bei Heckleuchten aussieht, aber bei Scheinwerfern muss man noch einen UV Schutz auftragen sonst vergilben die Dinger wieder ziemlich schnell und werden matt. Ich hab schon öfter mit einem Klarlack für Kunststoff mit integriertem Primer auf 2K Basis gearbeitet... Da kannst du dir das polieren sparen und musst auch nicht ganz so fein schleifen.

  • Das mit extra Kunststoffklarlack kannst Dir auch sparen! Heutzutage hat jeder Klarlack aus den KFZ Bereich einen UV Schutz, heisst sie sind UV beständig und wird definitiv auch auf Kunststoff haften!

    Ich fahre Verbrenner, ich brauche KEINEN Stecker! 8o


    Schreibe ich ROT, bin ich Moderator, schreibe ich schwarz, bin ich normaler User.



    Humbaur HUK 152314

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