Erfahrungsbericht & Tips Höherlegung & größere Reifen Renault Trafic Opel Vivaro Nissan Primastar

  • Hallo in die Runde,

    aufgrund meines "Höherlegungsprojekts" und der vielen Fragen aus facebook und anderen Foren, möchte ich mal gerne mein Wissen hier teilen und das Anhängerforum direkt verlinken. Es scheinen doch recht viele Leute im Netz zu geben, welche das gleiche Problem wie ich haben und entsprechend Abhilfe suchen.

    Fragestellung/Problem:
    Es ist leider kein Geheimnis das beim Renault Trafic und sämtlicher ähnlicher (identischer) Fahrzeuge (Vivaro und Primastar) die Anhängekupplung (kurz AHK) grenzwertig tief liegt (Strecke Straße bis Kugelkopf höchster Punkt = 45cm). Das hat natürlich den Vorteil, dass das Einsteigen in den Fahrgastraum oder der Ladefläche erleichtert wird, da die Boardkante recht tief liegt (Komfort+).
    Das Problem zeigt sich allerdings recht schnell bei denen, welche oft mit Tandemanhänger unterwegs sind!
    Hier hängt der Tandem OHNE Zuladung des Fahrzeugs noch gerade so waagerecht auf der Kupplung. Wird nun das entsprechende Fahrzeug beladen, so kippt der Tandem vorn über und verteilt sein Gesamtgewicht auf die vorderste Achse. Die hintere Achse hat nun weniger Gewicht auf der Straße und damit auch weniger Grip. Nun rechnet man die Hebelwirkung dazu und wird sehen, dass sich in kurvenreichen Straßenlagen die Räder der hinteren Tandemachse enorm schnell abreiben und die vorderste Achse aufgrund der ungünstigen Gewichtsverteilung schlichtweg verschleißt.

    Es gäbe hier die einfache und günstige Möglichkeit die Auflaufeinrichtung einfach unter das Zugrohr zu montieren. Wenn das nicht geht, so gerne weiterlesen...


    Lösung: (alle Angaben wie immer ohne Gewähr!)

    Option 1 = Höherlegungssatz

    Was nun hilft sich verstärkte (HD) Federn oder Zusatzfedern.
    Ich habe mich für einen Höherlegungssatz mit verstärkten federn entschieden!
    Wenn man nun die Begriffe "Renault Trafic + Höherlegung" bei den Suchmaschinen eingibt, wird man sehr schnell sehen das es im Grunde nur zwei bestellbare Optionen gibt:
    1. Blattfedernshop für 550€/Satz
    2. Markenhersteller MAD für 700€/Satz

    Der interessante und doch schöne "Zufall": Bestellt man das Set im Blattfedershop für 550€, erhält man tatsächlich einen Satz MAD Federn!
    karton.JPG
    Noch ein Hinweis: Die Federn sind nicht wirklich länger als das Original, daher die "Höherlegung" nicht falsch verstehen! Allerdings sind die derart steif, dass das Eigengewicht des Fahrzeugs nicht mehr die Federn so eindrückt und man damit gute 20 - 30mm Höhe gewinnt!


    Kosten:

    - Höherlegungssatz: 550€

    - Einbau: Werkstatt oder selber machen

    - Achsvermessung: zw. 80€ & 100€

    - TÜV: zwischen 35€ und 50€ (da Teilegutachten, wenn ihr noch etwas an der Bereifung, etc. macht, wird es eine Einzelabnahme = 100€)


    Einbau:

    Ihr bekommt grundsätzlich eine Einbauanleitung zu den Federn dazu! Hier gelten jedoch einige Sachen zu beachten!
    Ich setze mal voraus das ihr entsprechen Zugriff auf das benötigte Werkzeug habt, sonst kann ich auch die "Selbsthilfewerkstätten" sehr empfehlen. Man könnte die Federn auch mit einem Wagenheber tauschen, empfehlen würde ich das aber definitiv nicht!

    Kurzanleitung - Federn der Hinterachse:
    - Fahrzeug auf der Bühne hoch fahren
    - Räder abmontieren
    - einen Getriebeheber oder andere Art von Hebewerkzeug unter die Achse stellen und leichten Druck aufbauen
    - die Schraube/Mutter des Schwingungsdämpfers lösen und heraus ziehen (auf beiden Seiten links wie rechts durchführen!)

    - nun sollte die Achse auf dem Getriebeheber aufliegen
    - die Achse langsam herab lassen, bis man die Federn locker heraus ziehen kann
    - die neuen Federn identisch zu dem Original richtig herum wieder einfädeln (wieder beideits gleich)
    - die Achse mit dem Wagenheber anheben, bis man die Verschraubung wieder locker in die Vorbohrung einführen kann
    - alles festdrehen --> hier braucht ihr einen Drehmomentschlüssel! Das richtige Drehmoment ist in der Anleitung beschrieben (kann vermutlich von Model zu Model unterschiedlich sein)
    - anschließende Sichtkontrolle auf korrekte Montage
    - Räder wieder montieren
    - fertig

    Die Hinterachse geht recht flott und dauert keine 30 Minuten



    Kurzanleitung - Federn der Vorderachse:

    Hier wird es schon etwas schwieriger! Neben dem üblichen Werkzeug benötigt ihr hier auch wieder einen Drehmomentschlüssel und zusätzlich einen Federspanner! Weiterhin ist es gut wenn man das zu zweit macht, da so einer das Federbein festhalten kann (muss), während der andere es heraus dreht!

    1. "Das Federbein muss fachgerecht ausgebaut werden" --> so steht es in der Anleitung beschrieben. Wer selbst Hand anlegen möchte, kann sich aber auch einige Youtubevideos anschauen. Grundsätzlich ist es keine große Sache.
    1.1 Rad abmontieren

    1.2 den Stabi am Federbein lösen (M15 Schraube)

    1.3 die Bremsleitung vom Federbein lösen (Gummi heraus ziehen)
    1.4 einen Getriebeheber oder etwas anderes unter die Radaufhängung stellen, so das es nicht schlagartig nach unten "gleiten" kann

    1.5 Die Bremsscheibe etwas vor Außenrotation fixieren (ich weiß nicht ob man durch zu viel Zug die Antriebswelle aus der Fassung/Lager heraus ziehen kann --> also am besten so wenig wie möglich von der Norm abweichen!)

    1.5 die zwei großen Schrauben (21er Schlüsselweite?) fixieren und NUR an der Mutter drehen! (Verbindung von Radaufhängung und Federbein)

    1.6 die zwei großen Schrauben NICHT heraus drehen, sondern mit einem Gummihammer heraus klopfen. Ihr werdet anschließend sehen warum die Schrauben nicht rotieren dürfen/können!
    1.7 jetzt sollte sich die Radaufhängung vom Federbein leicht lösen lassen

    2. das Fahrzeug herunter fahren und die Motorhaube öffnen

    2.1 die Kappe der Mutter an der Fixierung(Schraube) Karaosserie - Federbein abnehmen

    2.2 die Schraube am Federbein lösen --> hier muss die zweite Person das Federbein festhalten!

    2.3 den Gummiring entfernen und das Federbein langsam heraus ziehen!

    3. das Federbein liegt nun auf dem Werktisch --> die Schraube oberhalb des Domlagers abdrehen (vorher die Stellung mit einem Stift anzeichnen)

    3.1 ihr seht nun das sich die Feder entspannt!

    3.2 das Domlager entfernen (die genaue Anordnung für den späteren Zusammenbau dokumentieren oder merken!)

    3.3 die obere Fixierung (Kappe) der Feder entfernen

    3.4 alte Feder heraus ziehen

    3.5 den Gummiring am unteren Ende von der alten Feder entfernen und auf die neue Fäder einfedeln

    3.6 die neue Feder mittels Federspanner einspannen

    3.7 die neue Feder auf das Bein einsetzen (Achtung auf die richtige Richtung achten! Der Gummiring zeigt zur Fahrzeugunterseite!)

    3.8 die Feder muss auch in der Schale am Anschlagpunkt ankommen, hier helfen auch wieder zahlreiche youtube-Videos

    3.9 alles wieder richtig einsetzen --> Gegenstück zur Feder (Kappe) + Domlager + Distanzhülse + Schraube

    3.10 ist die Schraube fest angezogen, kann der Federspanner entfernt werden

    4. das Federbein wieder in entgegen gesetzter Richtung ins Fahrzeug einsetzen

    5. Die richtigen Drehmomente für Federbein + Stabi + Radaufhängung beim Freundlichen erfragen!

    6. alle Punkte für das zweite Federbein wiederholen :D
    7. Räder wieder drauf


    IMG_20210106_131137_5_autoscaled.jpg


    Ergebnis und rechtliches:


    Das Fahrzeug sollte nun auf der bisherigen Bereifung gute 20 - 30mm höher sein, mit einem unheimlich straffen Fahrwerk!
    Aber kein Weg führt beim TÜV vorbei!
    Ihr habt nun etwas an der Vorderachse verändert und müsst zwangsläufig die Spur erneut vermessen lassen! Das kostet meist irgendwas zwischen 80 und 100€
    Anschließend fahrt ihr zum TÜV. Hier habt ihr entweder eine ABE oder ein Teilegutachten vom Hersteller dabei (MAD und der Blattfedernshop liefern sowas bereits mit).
    Das wird euch dann auch so mit der neuen Fahrzeughöhe eingetragen!

  • Option 2 = Bereifung mit größeren Gesamtdurchmesser


    Ihr könnt auch noch etwas Höhe gewinnen, wenn ihr die Bereifung wechselt! Auch daraus kann eine Wissenschaft für sich werden!
    Nehmen wir mal an ihr bleibt bei der selben Felgengröße, so darf der Gesamtdurchmesser des Reifens einen gewissen Wert nicht übersteigen. TÜV-fähig ist alles was mindestens 6mm Luft zwischen Reifen und Karosserie zulässt (voll eingelenkt in alle Richtungen und voll eingefedert!). Hier empfehle ich wärmstens den Gang zum TÜV und sich seine Vorstellung mal durchrechnen zu lassen!
    Was gilt es zu beachten und was sagen mir die Werte der Reifen?
    Beispiel anhand eines typischen Standartreifens des Renault Trafic:
    Goodyear Cargo Vector M+S 205/65R16 T107S
    --> Goodyear = Hersteller
    --> Cargo Vector = Model
    --> M+S = Matsch + Schnee --> Achtet auf diesen Wert wenn ihr "nur" einen Sommer- oder Winterreifen kauft, bzw. gleich einen Ganzjahresreifen haben wollt.
    --> 205 = Reifenbreite in mm
    --> 65 = prozentualer Anteil der Reifenbreite (Flanke) von der Reifenbreite --> 205*0,65 = 133,25mm

    --> R16 = 16 Zoll Felgengröße
    --> T107 = Lastindex --> auch hier empfehle ich euch mal den Mindestwert für eurer Fahrzeug (in Abhängigkeit der Achlast) mal durchrechnen zu lassen
    --> S = Der Geschwindigkeitsindex

    Noch ein Hinweis: Die Stützlast der AHK wird NICHT auf die Achlast bei der Ermittlung des Lastindex hinzu gerechnet! Die Achlast in eurem Fahrzeugschein ist also das limitierende Kriterium!

    Kommen wir zurück zum Thema Höherlegung:
    Im Grunde wollen wir nur den Gesamtdurchmesser des Reifens erhöhen --> Bei meinem Trafic passt gerade noch so folgender Reifen: 215/65R16
    Mathematisch:
    Felgengröße * 25,4mm + 2*Reifenbreite (in mm) * Reifenhöhe(in Prozent als Dezimalzahl) = Reifendurchmesser in mm
    16''*25,4mm + 2*215*0,65 =685,9mm --> rund also 68,6cm Reifendurchmesser
    Hier habe ich dann voll eingelenkt und eingefedert noch 10mm Luft im Radkasten (Abstand Reifen zur Karosserie)


    Grundsätzlich kann ich den Reifendurchmesser also durch das Spielen mit den Werten "Felgengröße", "Reifenbreite" und "Reifenhöhe" beeinflussen. Da müsst ihr selbst mal rechnen was wie am besten passt oder ihr bleibt einfach stur bei den Herstellerangaben!


    Leider nur die Hinterachse, ein Bild von der Vorderachse liefere ich noch nach!
    IMG_20210106_131108_5_autoscaled.jpg

    (PS: Hier habe ich mich für den BF Goodrich All Terrain 215/65R16 T103 entschieden, da ich sehr oft mit dem Anhänger auf Felder und Wiesen muss)

    Zurück zum Thema eine Vergleichsrechnung:
    alter Reifen = 205/65 R16 --> Radius 336,45mm
    neuer Reifen = 215/65 R16 --> Radius 342,95mm

    Das macht ein höheres Fahrzeug von 6,5mm!
    Es mag erstmal marginal klingen, aber gerade bei den alten T4 Bussen oder anderen Fahrzeugen hat man derart viel Spielraum, das eine Erwägung von größeren Reifen durchaus Sinn macht!



    Zu beachten / rechtliches:

    Es bleibt natürlich nicht nur beim Preis der Bereifung und Felgen!
    Sobald ihr euch für eine Reifengröße außerhalb der Herstellerspezifikation entscheidet, führt kein Weg am TÜV vorbei!
    Hierbei ist eine Einzelabnahme fällig (kostet irgendwas zwischen 80 und 100€, inklusive Zittern und Angstschweiß ;)

    Weiterhin muss der Tacho auf die neue Reifengröße eingestellt werden. Beim Renault Trafic ging das recht flott in der Fachwerkstatt mittels Software. Hier hat der Hersteller bereits einige Profile vorab gespeichert, welche nur abgerufen werden müssen.


    Joa das solls erstmal gewesen sein! Entsprechende Bilder liefer ich aber die Tage noch nach!



    Gesamtergebnis meines Projekts:

    Gemessen habe ich nun an meiner AHK eine Höhe von 49cm. Das macht einen Zuwachs von etwa 40mm! Allerdings sinkt mir die Kiste bei Zuladung auch nicht mehr so ein!
    Beim Test mit 500kg Zuladung lag die AHK noch auf einer Höhe von 44cm, was für den Tandembetrieb noch immer absolut in Ordnung geht!


  • in so nem Fall legt man die Auflaufbremse tiefer und fertig, ist ganz einfach und mit wenigen Handgriffen gemacht, hattest dich vielleicht mal vorher schlau machen sollen, hättest dir viel Tipperei gespart



    und unser schönes Forum brauchst nicht zu Facedreck verlinken, die Spinner von dort brauchen wir hier nicht, das war schon immer so und wird auch so bleiben, da sind wir uns hier einig, auch wenns ein paar Leute gibt die das haben, die meisten brauchen es nicht


    Gruß Mani

  • Ja klar war das mein erster Ansatz!
    Es gibt aber auch sehr viele Tandem Konstruktionen (mobile Bühne wie in meinem Fall) mit denen das nicht möglich ist! Diese Sonderfälle können sich den obigen Beitrag sehr gern zu Gemüte ziehen ;)

    Wenn du es nicht brauchst, dann schau doch einfach nicht in diesen Beitrag hinein?! Und das als Moderator...

  • Und was ist wenn man ständig wechselnde Anhänger oder Zugfahrzeuge hat? Gala Bauer, Fuhrunternehmen oder einfach ein Privater mit Umfangreichem Anhängerbesitz...

    Hat nicht jeder den Fall wie z.b. Benni der halt einfach die AE Mal eben nach unten schraubt, weil er nur ein Zugfahrzeug hat...

    Außerdem ist das Thema Reifen und Federn bei Bullis doch ziemlich beliebt, viele frisch gebackenen Wohnmobilisten interessiert das auch

    Und User die ihr Wissen und Erfahrungen teilen so anzufahren, und das als Mod, find ich nicht gut.

  • Moin Patte132 ich gehöre zu der Gruppe "Privatmann mit mehr.... Anhängern" ;)...

    Und ich habe meine Anhänger auf das Zugfahrzeug eingestellt bzw. ausgerichtet....


    Ich sehe da den Vorteil, wenn man den Anhänger mal verleiht, passt er zumindest bei 90% der Autos....


    Bei dem Rest deiner Ausführungen bin ich bei Dir....

  • Zitat

    Hat nicht jeder den Fall wie z.b. Benni der halt einfach die AE Mal eben nach unten schraubt, weil er nur ein Zugfahrzeug hat...

    Und auch ich habe meinen Expert mittlerweile höher gelegt und die AE wieder zurück gebaut :saint:


    Gruß Benni

    Eduard Wiederholungstäter:thumbup:

  • Das ist mir bewusst

    Ich habe dich einfach nur als Privatmann als Beispiel genommen, der genau einen Anhänger mit genau einem Zugfahrzeug zieht.

    Desswegen ist es mehr oder weniger egal mit welchen Maßnahmen du die beiden aufeinander abstimmst, du hast damals halt den einfachen Weg genommen und die AE umgebaut. Das geht aber halt nicht für alle Nutzer.

    Wer zum Beispiel noch einen hohen Geländewagen im Fuhrpark hat wird die tiefe AE verfluchen, weil er bei der ersten kleinen Steigung mit den Rückleuchten auf'm Boden hängt...

  • Für mich war das von Anfang an eine unbeliebte Lösung :cool:


    Weil es eben zum genannten Problem führt.

    Am einachser war mir das recht egal, aber am Tandem ist es wirklich doof.


    Wirklich zufrieden bin ich aber noch immer nicht, denn jetzt ist die Höhe quasi genau in der Mitte :bigggrins:

    Vorher stand der Anhänger perfekt in Waage.


    Gruß Benni

    Eduard Wiederholungstäter:thumbup: