Ich möchte meinen Senf auch noch einmal dazu abgeben.
Erstmal zu den erlaubten LaSi Mitteln nach VDI2700/Norm:
-Spanngurte nach DIN EN 12195-2
-Zurrketten nach DIN EN 12195-3
-Zurrdrahtseile nach DIN EN 12195-4
-Drahtseile aus der Hebetechnik
-Hebebänder nach DIN EN 1492-1
-Hebeschlaufen nach DIN EN 1492-2
-Antirutschmatten
-Sperrstangen, Keile, Rungen, Bordwände, Begrenzungsleisten, Zahnleisten (Herstellerangaben berücksichtigen!)
-Verbindungselemente (Schäkel (MIT Sicherung!), Kombinationselement)
-Paletten, Kanthölzer, Holzböcke/Holzabstützungen, Netze, Planen
Natürlich alles in Einsatzfähigem Zustand.
Für die Spanngurte gelten folgende WICHTIGE Grundregeln:
-Etikett muss dran und LESBAR sein (sowohl an Ratsche als auch an Gurt!)
-Ratsche darf nicht verbogen sein/muss sauber funktionieren
-keine Schnitte im Gurtmaterial die mehr als 10% der Querschnittsfläche haben
-keine durch Säuren/Laugen/aggressive Stoffe angegriffenen Stellen
-keine fehlenden Nähte an Ratsche oder Hakenende
-Kennzeichnung mit DIN EN 12195-2
-Herstellername
-Produktionsmonat/Jahr
-Angabe der folgenden Kräfte auf dem Etikett:
--SHF - Standard Hand Force - Handkraft die zum Spannen aufgewendet werden muss (beim Niederzurren) um die STF zu erreichen (z.B. 50daN entspricht ~50kg am Ratschengriff)
--STF - Standard Tension Force - Vorspannkraft des Gurtes bei Einhaltung der SHF (wichtig beim Niederzurren)
--LC - Lashing Capacity - Zulässige Zugkraft auf direktem Zug (z.B. beim Direktzurren/Diagonalzurren von Anschlagpunkt/Ratschenende zur Ladung/Hakenende)
--LC - Zulässige Zugkraft auf Umreifung
Achtung! Befindet sich auf dem Label ein CE Zeichen dann ist es eine Fälschung. Es gibt keine CE Zeichen für LaSi Mittel.
Das Etikett eines Spanngurtes DARF nur 3 Farben haben und die sind genau definiert!
Blaues Etikett - PES - Polyestergarn. Gegen mineralische Säuren resistent und einsetzbar von -40°C bis 120°C
Braunes Etikett - PP - Polypropylen. Gegen Säuren und Basen resistent, von -40°C bis +80°C einsetzbar
Grünes Etikett - PA - Polyamid. Gegen Basen resistent aber nicht gegen mineralische Säuren, von -40°C bis +100°C einsetzbar.
Hat das Etikett eine andere Farbe ist es KEIN Spanngurt nach DIN Norm.
Das Alter eines Spanngurtes ist egal, aussschlaggebend ist sein Zustand.
---------------------------------------------------------------------------
Nun zu der eigentlichen Ladung.
Das Problem bei dieser Palette ist folgendes:
Die Säcke auf der Palette sind lediglich mit einer Schrumpffolie versehen, die hält zwar Kleinkram recht gut im Zaum aber bei den schweren Säcken ist die als reine Placebo zu betrachten. Auch ist reines Niederzurren nicht geeignet da wie viele vor mir schon anmerkten der Gurt im Laufe der Fahrt durch einsacken seine Vorspannung verliert.
Ergo gibt es für dich dann 3 Varianten:
1. Variante:
Du nimmst dir Endlosgurte/Umreifungsgurte und umreifst die Säcke zusammen mit der Palette damit du eine feste Ladeeinheit hast und sicherst sie dann mittels Antirutschmatten + Kopflasche (Idealerweise mit Palette vorn vor).
Wiegt die Palette 1000kg und ist eine feste Ladeeinheit dann musst du wie folgt rechnen:
1000kg entspricht ~ 1000daN
Sicherung nach vorn: 1000daN * 0,8 = 800daN
Sicherung zur Seite: 1000daN * 0,5 = 500daN
Gleitreibbeiwert zwischen Palette und Anhängerboden über Antirutschmatte (natürlich unter jeder Kontaktstelle zwischen Palette und Anhängerboden! Herstellerzertifikat beachten!)
mü = 0,6
Sicherung nach vorn durch Reibung: 1000daN * 0,6 = 600daN
Rest nach vorn: 200daN
Sicherung zur Seite durch Reibung: 600daN > 500daN Sicherung rechnerisch erfüllt.
Restsicherung nach vorn durch eine Kopflasche mit vorgelegter Palette, selbst ein Baumarktzurrgurt darf (wenn er denn wirklich nach DIN ist) 200daN in Umreifung locker aufnehmen.
Zu guter letzt einen Spanngurt zum Niederzurren um zu verhindern dass die Palette während der Fahrt durch Schlaglöcher abhebt, denn sonst sind natürlich alle Reibkräfte wieder passé
2. Variante:
Du nimmst die Säcke von der Palette und schichtest sie im Kasten auf. Dadurch bekommst du Formschluss zu allen Bordwänden und es dürfte gehen (sofern die Bordwände vom Hersteller überhaupt für diese Kräfte ausgelegt wurden)
3. Variante:
Wie 1.) nur mit Formschluss durch zwischengelegte Kanthölzer/Paletten zur Stirnwand.
-----------------------------------------------------------------------------------------------
Zu der Pflicht zu sichern ein Wort:
Die StVO gilt für jeden, egal ob gewerblich oder privat, so wie auch die Regeln und Gesetze der Physik für alle gelten.
Das bedeutet dass ihr Ladung nach §22StVO zu sichern habt wie jeder andere, de facto bedeutet das entweder nach den Maßgaben der VDI2700 oder alternativ der fast gleich aussehenden DIN 12195-1 in der Fassung von 2004 (die 2010er Fassung ist noch nicht von DE angenommen weil einige Kennwerte und Sicherheiten rausgeworfen wurden).
Um euch nicht die teuren Normblätter holen zu müssen könnt ihr auch das Handbuch des TIS-GDV verwenden.
http://www.tis-gdv.de/tis/lshb/inhalt.htm
------------------------------------------------------------------------------------------------
Zu Kantenschutz/Kantengleitern:
Ein Kantenschutz muss dann eingesetzt werden wenn ein Gurt über eine scharfe Kante gezogen wird.
Genaue Definition einer scharfen Kante:
Der Radius der Kante darf nicht kleiner sein als die Dicke des Gurtes.
Auch rauhe Oberflächen (Betonteile) sollten nur mit Kantenschutz gegurtet werden da die Gurte sonst während der Fahrt aufreiben könnten.
Die Kantengleiter haben einen anderen Zweck.
Beim Niederzurren geht es ja darum eine Vorspannkraft aufzubringen. Nur ist diese Vorspannkraft auf der Ratschenseite am größten da durch die Reibung an den Kanten der Ladung nicht die volle Vorspannkraft auf die andere Seite übertragen werden kann.
Kantengleiter verbessern die Wirkung.
In Berechnungsformeln der VDI2700 und DIN EN 12195-1:2004 ist dieser Umstand durch den k-Wert berücksichtigt, zusätzlich gehören in der Praxis Niederzurrungen immer Wechselseitig angebracht.
------------------------------------------------------------------------------------------------
Zu Paletten und Kanthölzern:
Paletten und Kanthölzer müssen nur geeignet sein die Kräfte aufzunehmen. Ich verwende keine Düsseldorfer Palette wenn ich ein 20 Tonnen Ladungsteil mit einer Kopflasche nach vorn sichern will.
Kanthölzer aus Nadelholz in Bauqualität kann man (mein Wissensstand, ohne Gewähr!) mit 20daN/cm² quer zur Faser ansetzen.