Mehr hängriger Zug - zwei Anhänger am PKW

  • Das ist ja mal ein cooles Bild :cool:



    Das sieht für mich auch seeeehr interessant aus, könnte man da nähere Angaben zu bekommen? Anhängergewichte, Anhängelasten, rechtl. Vorgaben???

    Gruß, der Feger

  • Hi,

    von der Stange gibt es das leider nicht, das mußte erst konstruiert werden.

    Die 18 m Länge sind ca. um einen halben Meter unterschritten, der 3t-Kipper ist nur 4,35 m (über alles).

    Die Eintragung der AHK am Drehschemelanhänger war nicht weiter schwierig, Grundlage für die Festigkeit des Ganzen war der D-Wert. Das ist alles genau geregelt und kann beim TÜV eingesehen werden. Einen kleinen Wehrmutstropfen habe ich evtl. aber noch, denn soweit ich weiß, ist es nur zulässig, dass Zugmaschinen, deren Höchstgeschwindigkeit max. 32 km/h ist, zwei auflaufgebremste Anhänger mitführen dürfen (was gelegentlich nicht ganz so eingehalten wird :police:), auch wenn nur 25 km/h gefahren wird.

    Ergo: der vordere macht beim Bremsen Schhhhh und Pfffft.

    Der vordere Anhänger hat ein Wechselsystem mit Kugel und 40-mm-Maulkupplung.

    Gruß
    Gerhard

  • Hi Feger,

    die Anhängelast liegt nur bei 1000 kg, was den Festigkeitsnachweis auf eine Abschätzung (Überschlagsrechnung) der Kräfte reduziert hat. Die Verbindung würde aber deutlich höhere Gewichte vertragen.
    Solange die Anhängelast das zGG des ersten Anhängers nicht überschreitet ist das ganze eigentlich sehr einfach. Ist sie höher (Anhängelast) wird es richtig schwierig.

    Gruß
    Gerhard



    Das sieht für mich auch seeeehr interessant aus, könnte man da nähere Angaben zu bekommen? Anhängergewichte, Anhängelasten, rechtl. Vorgaben???

    Gruß, der Feger


  • Erst mal danke für die Infos, aber was bringt dir denn eine AHK mit 1000 kg Anhängelast um einen 3t Kipper anzuhängen ? oder geht es da um Anhängerüberführungsfahrten?


    Würdest du die Überschlagsrechnung noch etwas erläutern ?


    MFG S

  • Hi Stefan,

    die Überschlagsrechnung geht so: D-Wert ist ca. 8,2 kN. Dieser Wert wird als horizontal wirkende Prüfkraft angenommen. Dann wurde angenommen, dass sich die Kraft auf die Streben (Bild 1), unter Berücksichtigung aller Winkel, gleich verteilt. Die Spannung hat einen gerade mal noch so zweistelligen Wert erreicht => O.K.
    Bei höheren Werten wäre die Eintragung Essig gewesen. Oder eine genauere Rechnung wäre notwendig gewesen.


    1000 kg Anhängelast sind erst mal nicht viel.

    • Es genügt aber um das was hier so rumoxidiert mitzuziehen.
    • Die Anhängelast des Autos darf mit beiden Anhängern nicht überschritten werden.
    • Das Wechselsystem hat einen D-Wert von 17 kN.
    • Der Hersteller kann ja bekanntlich für seine Konstruktion bei Fehlern haftbar gemacht werden. Also: wir sprechen jetzt von einer Anhängergesamtmasse von 6 bzw. 6,4t. Und ein Dreiachser ist nicht ideal für eine AHK, weil er einen Überhang hat. Da ist es erst mal gut so.
    • Keine Torfnase kommt in Versuchung etwas anzuhängen das schwerer ist als der erste (leere) Anhänger.
    • Theoretisch kann noch aufgestockt werden.
    • Für meinen Verwendungszweck ist es so ausreichend.

    Gruß
    Gerhard

  • So ist es, es ist ja auch S235.

    Die Annahme, dass sich die Kraft gleichmäßig verteilt ist aber nicht korrekt. Ebenso die Annahme, dass D-Wert = Prüfkraft. Dennoch zeigt die Abschätzung, dass die Profildimensionierung und -geometrie so ausreicht.

    Anzumerken ist vielleicht noch, dass aus dem D-Wert Berechnungsvorschriften abgeleitet werden, in denen laut Sachverständigen eine etwa 2,5-fache Sicherheit gegen Bruch enthalten ist.

    Gruß
    Gerhard

  • Ich stelle gerade fest das man sich doch verschätzt was so ein 4 kant Rohr alles aushält.


    Ist auch klar das je nach fahrsituation insbesondere in Kurven die Kraft hauptsächlich auf eine Strebe wirkt, im Prinzip also eine Grenzwertbetrachtung des ungünstigsten Winkels...
    Aber ich denke auch das man dann noch über 2,5 liegen wird...


    MFG S

  • Hallo Stefan,

    insgesamt werden drei Kraftvektoren unterschieden:
    Längskraft, Stützkraft und Seitenkraft.

    In der D-Wert-Formel, aus der sich die Längskraft ergibt, sind die maximale Beschleunigungsdifferenz der gekoppelten Massen sowie ein empirischer
    Stoßfaktor durch Fahrbahnunebenheiten enthalten. Die Prüfkräfte liegen je nach Art der verbindenden Elemente zwischen 0,6 und 3 x D-Wert.

    In die senkrechte Komponente gehen max. Stützlast, Anhängergewicht, Art des Anhängers und weitere Faktoren ein.

    Die Seitenkraft dient hauptsächlich zum Überprüfen von Deichseln und Zuggabeln.

    Die tatsächliche Belastung einer Strebe läßt sich je nach geometrischer Gestaltung ganz einfach zu Fuss oder nur sehr komplex ermitteln.
    Wir haben mal gelernt: "Konstruieren Sie so, dass Sie es auch berechnen können", also aufpassen bei stat. überbestimmten Systemen.

    Eine Prüfung der Festigkeit muss nicht durch einen Versuch ermittelt werden, sondern kann auch rechnerisch erfolgen, was die Geschichte für eine Einzelabnahme extrem vereinfacht. Dazu haben sich beim TÜV mal ein paar Helle Köpfe zusammengesetzt (die mit den DRING an der Tür und Büros so groß wie eine Wohnung - DRING heißt hier nicht "Bitte klingeln" sondern ist der Akadämliche Grad Dr.-Ing.). Die erarbeiteten Richtlinien sind meines Wissens ohne inhaltliche Veränderungen in EU-Richtlichtlinien eingegangen.

    Die Formeln erinnern an das womit man im Allg. MaschBau z.B. Getriebewellen (Torsion, Biegung, Passfedernuten, Keilwellenprofile usw.) gestaltet, sind meist sogar einfacher.

    Nur so aus Neugierde: Entsteht da in Deinem Kopf gerade etwas Großes? Wenn das so ist, stehe ich Dir gerne noch ein bischen mit meinen Erfahrungen zur Seite.
    Allerdings nicht die nächsten paar Wochen, da mache ich ein bischen Individualurlaub. Ich würde mich aber freuen, diese Diskussion mit Dir danach fortsetzen zu dürfen.

    Grüße
    Gerhard

  • Hallo
    erst mal danke für deine Erklärungen! Und einen Schöhnen Urlaub sowieso!


    In meinem Kopf entstehen nur große Dinge! Aber im ernst ich freue mich nur mal wieder das ich als Industriemechaniker da mittkomme man hat ja manchmal den Eindruck das es beim TÜV eigene Physikalische Gesetze gibt ;) von daher beruhigt mich das doch sehr das "dort auch nur mit Wasser gekocht wird"


    Ideen hab ich daraus schon so einige entwickelt da die Zugmaschine meine neue lieblings Fahrzeugart ist. Erfahrungsgemäs bleiben aber 99% davon Ideen und das ist vileicht auch besser so ...


    MFG Stephan

  • Hi Stephan,

    was macht das große Projekt? :evil2:

    Gruß
    Gerhard

    P.S.: Als Industriemechaniker hast Du die besten Grundlagen für den Perfekten Fahrzeugbauer

  • Hallo
    Bist du wieder wohlbehalten zurück ?


    Das große Projetk wartet auf die Fertigstellung von 20 anderen Großen Projekten :cool:


    Ne mal im ernst ließe sich das im Prinzip auch auf eine Kupplungshalterung für das Zugfahrzeug selber übertragen ? Da ist ja im Prinzip eine Bauartprüfung gefordert ...
    PS. es geht um den VW T3


    MFG S

  • Hallo Stephan,

    bin ohne Blessuren zurück. Die Ankündigungen dort (Albanien) stinkt´s überall weil die den Müll an der Straße verbrennen oder in den Bergen stehst Du plötzlich vor einem mit einer Kalaschikow haben nicht gestimmt. Wesentlich gefährlicher war der Aufstieg in den kroatischen Bergen zu Winnetous Drehorten.

    Um eine AHK für einen Bully zu bauen (is das der Plan?) müssen die gleichen Spielregeln beachtet werden. Richtig. Die für den T3-Synchro hat aber schon einen Anschluss zum schrauben. Ist es das was Du suchst?

    Gruß
    Gerhard


  • Ich gehe auch vom Syncro aus, leider ist das Lochbild nicht Standard man kann also keine anderen Kupplungen, Zugmaul etc. einfach anschrauben.
    Auch ist die Traverse wohl nicht für einen noch höheren D Wert Ausgelegt. Es gab wohl mal von Alko eine andere Details kannst du hier nachlesen :
    http://www.ig-syncro16.de/forum/index.php?name=ForumsPro&file=viewtopic&t=9286


    Ziel der Übung müsste sein eine T3 Syncro Doka mit 3,5t Anhängelast, zugelassen als Zugmaschine. Die Traverse sollte verschiedene Lochbilder für Standart Kupplungen haben damit man auch Zugmaul und Kugelkopf über einander montieren werden können...


    Mir ist klar das es bei der zulässigen Anhängelast nicht nur um den D Wert der Kupplung geht sind schon ein paar mehr Baustellen...

  • Hallo Stephan,

    1. theoretisch ist es möglich eine Maulkupplung mit einem anderen Lochbild zu bestellen.
    2. theoretisch ist es möglich eine Abnahme der Anhängelast für ein Einzelfahrzeug zu erhalten. Der Aufwand für die Abnahme ist jedoch groß.
    3. Ich hab irgendwo noch ein ziemlich cooles Bullybild wo ein Synchro in der Sahara über eine Düne fliegt. Wenn ich´s finde stell ich hier ein.

    Gruß
    Gerhard